Die Diskussion um die Angemessenheit von Fondskosten ist neu entfacht. Eine aktuelle Studie von Morningstar zu rund 3.000 in Europa zum Vertrieb zugelassen Fondsangeboten kommt zu dem beschämenden Ergebnis, dass ausgerechnet besonders kostspielige Portfolios selten bis nie Spitzenrenditen erzielen – dem einzigen Argument, das überdurchschnittliche Gebühren rechtfertigen würde.

In diese Kerbe schlägt nun auch Hartmut Petersmann. FONDS professionell-Stammlesern ist der Gründer des Petersmann Instituts für den unabhängigen Finanzberater wegen seiner akribischen Studien als kritischer Kostenwächter vertraut: "Anleger zahlen häufig zu viel, und das lässt ihren Ertrag schrumpfen", sagt Petersmann im "Handelsblatt" – und nimmt die Renditesucher in die Pflicht. Die nämlich gehen allzu sorglos mit dem Kostenaspekt um: Man müsse einfach "genauer hinschauen", meint Petersmann.

Gerade in Niedrigzins-Zeiten werde der Kostenfaktor erfolgsentscheidend, stellt Petermann fest. Fondsmanager müssten sich angesichts des immer kargeren Angebots rentierlicher Assets heute mehr ins Zeug legen als früher, wenn sie Anlegern nach Kosten positive Erträge liefern wollen. "Teuren Produkten ist es schon in der Vergangenheit nur selten gelungen, glanzvolle Ergebnisse relativ zu günstigeren Konkurrenten zu liefern", bestätigt Petersmann die Erkenntnisse der Morningstar-Studie.

Trotz KIID: Das Versteckspiel geht weiter
Vor allem die regelmäßig anfallenden Management- und Verwaltungsgebühren der Anbieter sowie die "Black Box" der Handelskosten im Fonds selbst ziehen das Augenmerkt der Kritiker auf sich. Zwar müssen laufende Kosten und Gebühren in den "Wesentlichen Anlegerinformationen" (KIIDs) offen genannt werden. Auch eventuelle Erfolgsvergütungen sind hier aufzuführen. "Aber manchmal gibt es nur einen Hinweis darauf, dass sie einbehalten wurden, die Höhe bleibt offen. Man muss sie umständlich in den Verkaufsunterlagen nachschlagen", moniert Morningstar-Experte Ali Masarwah im "Handelsblatt".

Kostspielige Verkaufsschlager
Petersmann hat sich die bei Anlegern derzeit extrem beliebten Mischfonds näher angeschaut. Einige dieser Portfolios sind ihm zu teuer, darunter diverse Bestseller von Allianz Global Investors (AGI) aus der Produktreihe "Vermögensmanagement", die vor allem über die Commerzbank vertrieben werden. Die offensive "Wachstums"-Variante mit einem Aktienanteil von bis zu 75 Prozent kam laut Petersmanns Beobachtungen im abgelaufenen Geschäftsjahr auf eine gesamte laufende Gebühr von 3,0 Prozent.

Der nicht minder populäre, performancemäßig zuletzt jedoch eher enttäuschende Mischfonds Ethna-Aktiv unter der Ägide von Luca Pesarini erreichte 2,5 Prozent. Bei einem anderen Mischfonds-Blockbuster – dem sehr erfolgreichen FvS Multiple Opportunities der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch – führt Petermanns Addition der Einzelkosten sogar zu einer Summe von stolzen 3,2 Prozent. 

Teuer heißt nicht gleich schlecht
Das letztgenannte Produkt ist zugleich ein gutes Beispiel dafür, dass teure Fonds aus Anlegersicht nicht automatisch schlechter sein müssen als preiswertere Konkurrenzprodukte. "Aber teure Fonds müssen ihre Gebühren eben durch gute Leistung rechtfertigen", meint Morningstar-Mann Masarwah. Das Flossbach-Flaggschiff findet denn auch Petermanns Zustimmung: "Die haben einen guten Job gemacht", lobt er im "Handelsblatt".

Entsprechend entspannt argumentiert Dirk von Velsen, Vorstand bei Flossbach von Storch, die in Rechnung gestellte Erfolgsgebühr von 1,3 Prozent beim Multiple Opportunities: "Sie honoriert herausragende Leistungen des Fondsmanagements. Die Gebühren sind branchenüblich und gerechtfertigt", sagte er dem "Handelsblatt".

Anbieter rechtfertigen sich
Auch andere Asset Manager nahmen Stellung. "Für diesen Preis bekommen die Kunden Qualität", kommentiert ein AGI-Vertreter die Kostenauffälligkeit beim "VM Wachstum". Eine Sprecherin für den Ethna-Fonds bezeichnet dessen Gebühren als "angemessen". Enthalten sei eine Erfolgsvergütung von 0,7 Prozentpunkten, die nur bei guter Wertentwicklung anfalle.

C-Quadrat-Vorstand Andreas Wimmer, von Petersmann wegen überzogener Gebühren für einen Dach-Mischfonds aus seinem Hauses in Höhe von üppigen 4,8 Prozent kritisiert, geht in die Offensive: "Die Gebühren scheinen auf den ersten Blick hoch. Aber Dachfonds werden bei der aktuell geforderten Darstellungsform eindeutig diskriminiert, und am Ende entscheidet nur die Performance, die beim Anleger ankommt", sagt er. (ps)