Fast 40 Prozent der Fondsanbieter plant, ihr hauseigenes Research aufzustocken. Dies ergab eine Umfrage unter 69 Asset Managern durch die Analyse-Plattform Electronic Research Interchange, berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times".

Hintergrund sind verschärfte Regeln in der Europäischen Union im kommenden Jahr. Demnach müssen Fondshäuser die Kosten für das Research, das sie bei ihren Investmententscheidungen nutzen, genau ausweisen und sich in Rechnung stellen lassen.

Jahrzehntelang gehörte es zum guten Ton, dass Investmentbanken und Handelshäuser den Asset Managern die Einschätzungen ihrer "Sell Side"-Analysten praktisch umsonst zur Verfügung stellen — im Gegenzug für die lukrativen Handelsaufträge. Doch die neuen EU-Regeln machen mit dieser Praxis Schluss. Demnächst müssen die Fondsanbieter ihren Kunden die Kosten für das Research genau aufschlüsseln.

Ratlosigkeit allenthalben
Einige Häuser, darunter der britische Anbieter M&G, haben angekündigt, die Kosten für externes Research selbst zu tragen. Andere wiederum wollen die Gebühren an die Fondsanleger weiterreichen. Der Großteil der Branche wusste bislang jedoch nicht, wie zu verfahren ist, ergab eine frühere Umfrage (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Nun plant jedoch offenbar ein erheblicher Teil der Asset Manager, die hauseigene Analysekompetenz aus- oder aufzubauen. Das eingekaufte Research soll hingegen eine höhere Qualität aufweisen. Branchenkenner berichten, dass ein Fondsmanager im Schnitt 500 Analysen oder Researchstudien erhält — pro Tag, wohlgemerkt! Vieles davon sind offenbar jedoch Mainstream-Einschätzungen, die sich kaum voneinander unterscheiden, sehr allgemein gehalten sind und wenig neue Erkenntnisse zutage fördern. Während Fondshäuser also Analysten einstellen, droht in den Research-Abteilungen von Investmentbanken und Brokern hingegen ein massiver Stellenabbau. (ert)