Die Kosten von Investmentfonds sind europaweit gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Rating- und Analysehauses Morningstar. Die Experten untersuchten die Gebührenbelastung in 21 europäischen Ländern. Das Ergebnis: In fast allen sind die Kosten für Fondsanleger im Vergleich zu 2013 gesunken. Der "Financial Times" (FT) zufolge ist die Studie die erste umfassende Untersuchung, die die bei einem Fondsinvestment anfallenden Gebühren für den gesamten Kontinent betrachtet.

Im europaweiten Schnitt sind die Gebühren über alle Kategorien hinweg um neun Basispunkte auf ein Prozent des investierten Vermögens gesunken. Besonders bei Aktienfonds sind die Gebühren gefallen. Die Kosten gingen um 16 Basispunkte auf 1,27 Prozent zurück. Dicht darauf folgen Anleihefonds mit einem Rückgang von 15 Basispunkten auf 0,74 Prozent.

"Gute Nachricht für Anleger"
Als Grund für den Rückgang erachten die Analysten ein gewachsenes Kostenbewusstsein der Kunden. Zudem habe die Konkurrenz durch günstige, börsengehandelte Indexfolger (ETFs) einen Preiskampf entfacht, der auch die Kosten bei aktiven Produkten drückte. Die gefallenen Preise seien "eine gute Nachricht für Anleger", so die Morningstar-Experten.

Den geringsten Rückgang verzeichneten hingegen Multi-Asset-Fonds mit lediglich neun Basispunkten. Mit einer Gebührenbelastung von im Schnitt 1,47 Prozent bleiben diese Produkte die teuerste Kategorie auf dem Kontinent. Sie bekommen bislang vergleichsweise wenig Konkurrenz durch Indexfonds. Daher konnte sich hier das Preisniveau recht hoch halten, so Morningstar.

Eine Ausnahme sind auch die Länder Dänemark, Spanien, Italien – und Deutschland. Hier sind die Kosten gegen den Trend gestiegen, so Morningstar. Der Grund ist in den letztgenannten drei Nationen die gestiegene Popularität von Multi-Asset-Fonds. In Österreich wiederum ist die Gebührenbelastung gleich geblieben.

Provisionsverbot fördert Preisverfall
Die Fondsanbieter wiederum haben ob des Preisverfalls nur geringen Grund zur Klage. Denn dank des deutlichen Anstiegs beim verwalteten Vermögen kletterten die Einnahmen aus fortlaufenden Gebühren in den untersuchten Ländern seit 2013 um acht auf 61 Milliarden Euro, schätzen die Morningstar-Analysten.

Den größten Preisrückgang verzeichnete das Analysehaus in Großbritannien und den Niederlanden. Hier sind die Kosten seit 2013 im Schnitt jeweils um 43 beziehungsweise um 19 Basispunkte gefallen. Als Grund dafür nennen die Experten die Einführung des Provisionsverbots in den beiden Ländern. Die Anbieter mussten dort Fondsklassen auf den Markt bringen, die keine Vergütung an Vermittler auszahlen.

Gebühren dürften weiter fallen
Aber auch in Ländern, in denen Provisionen weiter fließen dürfen, griffen Anleger lieber zu günstigeren Fonds – und drückten damit insgesamt die Preise. Der Trend dürfte sich weiter fortsetzen, meinen die Morningstar-Experten. Denn mit Einführung der Finanzmarktrichtlinie Mifid II im Januar 2018 müssen Anbieter ihre Gebühren- und Kostenstruktur noch genauer aufschlüsseln. Das dürfte die Preise weiter unter Druck setzen. (ert)