Eine Reihe von Anlegern der Fondsgesellschaft First State Investments hat einen Wechsel von britischen Fonds in EU-Pendants abgelehnt. Der Asset Manager hatte den Kunden von 18 seiner in Großbritannien beheimateten Fonds angeboten, ihr Geld auf in Irland angesiedelte Sondervermögen zu übertragen. Diese neu geschaffenen Vehikel verfolgen die gleiche Strategie wie die Originalfonds und werden von denselben Managern gesteuert. Mit der Übertragung soll sichergestellt sein, dass das Vermögen auch nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union im Rechtsraum der Staatengemeinschaft verbleibt.

Doch von den insgesamt 55 auf Euro lautenden Anteilsklassen der 18 betroffenen Fonds lehnten bei 24 Tranchen die Investoren auf einer außerordentlichen Versammlung kurz vor Weihnachten das Umzugsangebot ab. Dies geht aus den Abstimmungsergebnissen hervor, die nach dem Jahreswechsel veröffentlicht wurden und die FONDS professionell ONLINE vorliegen.

Großteil des Geldes zieht um
First State Investments betonte auf Nachfrage, dass immerhin die Eigner von 31 Euro-Anteilsklassen der Übertragung zugestimmt hätten – und damit ein Volumen von mehr als zwei Milliarden Pfund. Dies entspreche 90 Prozent des Vermögens in den betroffenen Fonds, teilte das Haus weiter mit. Demnach haben zwar bei recht vielen Anteilsklassen die Anleger gegen eine Übertragung gestimmt. In diesen Tranchen lag aber vergleichsweise wenig Geld. Nach Veröffentlichung dieses Artikels teilte First State zudem mit, dass es als Ablehnung gewertet wurde, wenn sich ein Anleger nicht an der Abstimmung beteiligte.

Ungeachtet der Abstimmungsmodalitäten und des Volumens erstaunt das Votum gegen einen Brexit-Umzug. Denn in einem ähnlichen Schritt hatten zuvor die britische Investmentgesellschaft M&G sowie der anglo-amerikanische Anbieter Columbia Threadneedle ebenfalls Anleger aus britischen Fonds in Klone aus Luxemburg überführt. Bei M&G stimmten bei sämtlichen Anteilsklassen die Kunden zu, bei Columbia Threadneedle widersprachen nur die Investoren von zwei Tranchen einer Übertragung.

Massen-Abwanderung
Diese Anbieter hatten in nennenswertem Umfang britische Fonds in Kontinentaleuropa vertrieben. Viele andere Gesellschaften von der Insel hatten ohnehin bereits in Luxemburg oder Dublin eine Produktpalette für den Vertrieb in der EU aufgebaut. Auch abseits der Fondsbranche setzt wegen des Brexit eine Kapitalflucht aus dem Königreich ein. Die Beratungsgesellschaft EY hatte jüngst die Schätzung aufgestellt, dass Finanzdienstleister ein Vermögen in Höhe von 800 Milliarden Pfund von der Insel abgezogen haben.

Vor diesem Hintergrund erstaunt umso mehr das Votum der First-State-Investoren. Die genauen Beweggründe für die Ablehnung sind auch der Gesellschaft nicht bekannt. "Einige europäische Investoren erschien es vielleicht nicht nötig, in irische Fonds zu wechseln. Für sie schien es in Ordnung zu gehen, in einem britischen Fonds zu verbleiben", teilte die Gesellschaft mit. "Vielleicht haben einige auch noch gar keine Entscheidung getroffen." First State betonte zudem, dass das Haus große Anstrengungen unternommen habe, um alle seine Kunden zu kontaktieren und über ihre Optionen zu informieren.

Rätselraten über die Motive
Aus Branchenkreisen ist die Vermutung zu hören, dass einige Privatanleger gar nicht auf den Aufruf zur Abstimmung reagiert haben. Wenn nur wenig Geld in den Tranchen liegt, kann dies ausschlaggebend gewesen sein. Bei den 24 Tranchen, deren Anteilseigner einen Umzug ablehnten, verbleibt das Kundenvermögen nun in den britischen Vehikeln. Neues Geld nehmen diese Anteilsklassen aber nicht mehr an. Auch bestehende Investoren können ihre Anteile nicht aufstocken.

Die Abstimmung unter First-State-Kunden vor Weihnachten betraf auf Euro lautende Anteilsklassen. Bei weiteren Tranchen mit anderen Nennwährungen stehen die Voten noch an. First State geht davon aus, dass insgesamt mehr als vier Milliarden Pfund des in seinen britischen Fonds verwalteten Vermögens von EU-Anlegern stammen. (ert)