Trotz guter Geschäftszahlen will in Europas Fondsbranche keine rechte Freude aufkommen, beobachtet Detlef Glow, Leiter der Fondsanalyse bei Thomson Reuters Lipper. Zwar stieg das in Investmentfonds verwaltete Vermögen in Europa im ersten Quartal des laufenden Jahres von 9,4 auf 10,6 Billionen Euro. Die Mittelzuflüsse erreichten demnach immerhin ein Niveau von knapp 211 Milliarden Euro.

Aber die zunehmende Regulierung, die wachsende Konkurrenz durch preisaggressive ETFs und nicht zuletzt der Brexit lassen zahlreiche Wettbewerber eher sorgenvoll in die Zukunft blicken. "Eigentlich ist Champagner-Stimmung. Doch es kann ja nicht jedes Jahr ein Rekordjahr wie 2015 sein", sagte Glow der Süddeutschen Zeitung.

Tatsächlich scheint der Vormarsch passiver Produkte mittlerweile unaufhaltsam zu sein: Laut Daten von Thomson Reuters Lipper vereinnahmten ETF-Rivalen im ersten Drei-Monats-Zeitraum 29,3 Milliarden Euro an Nettomittelzuflüssen. Zusammen mit performancebedingten Zuwächsen in Höhe von 21,5 Milliarden Euro kletterte das insgesamt in diversen ETFs investierte Vermögen mit rund 565 Milliarden Euro per Ende März auf einen neuen Höchststand.

Bei einem genauen Blick auf die Branchendaten aktiver Asset Manager zeigt sich: "Es gibt nur wenige Gewinner, viele sind enttäuscht", sagte Glow. Über Mittelzuflüsse könnten sich vor allem große Anbieter wie Deka und Union Investment freuen, die einen mächtigen Vertriebskanal haben. Aber auch Nischenanbieter wie Flossbach von Storch gehörten zu den Gewinnern, beobachtet Glow.

Britischen Anbietern droht Ungemach
In den kommenden Monaten werde der Brexit ein wichtiges Thema für britische Fondshäuser sein, prophezeit Glow. "Sie werden gebeutelt sein, wenn sie keine europäische Produktpalette haben. Sie müssen eine eigene Präsenz in der EU aufbauen oder Ucits-kompatible Produkte haben." (fp/ps)