"Der Markt der österreichischen Wertpapierunternehmen wurde in den vergangenen Jahren signifikant professionalisiert", fasst der FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller eine Analyse der Entwicklung der konzessionierten Wertpapierunternehmen in den vergangenen Jahren zusammen. So ist zwar die Zahl der konzessionierten österreichischen Wertpapierunternehmen innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 167 auf 111 (60 Wertpapierfirmen und 51 Wertpapierdienstleistungsunternehmen) gesunken, gleichzeitig wurde aber das pro Kunde im Durchschnitt betreute Vermögen seit 2013 auf 245.000 Euro mehr als verdoppelt. 

Die Zahl der Kunden ging in diesem Zeitraum von 407.000 auf 180.000 zurück, da sich die konzessionierten Wertpapierunternehmen laut FMA zunehmend auf das Marktsegment der professionellen Kunden spezialisieren. Bereits 78,4 Prozent oder 35,7 Milliarden Euro des insgesamt betreuten Kundenvermögens von rund 45,5 Milliarden Euro stammen von diesen. In der individuellen Portfolioverwaltung beträgt der Anteil der professionellen Kunden – gemessen am verwalteten Vermögen - bereits 92,6 Prozent der insgesamt 23,6 Milliarden Euro. Überdies verwalten die Wertpapierfirmen als Drittmanager von Investmentfonds mit 9,2 Milliarden Euro bald gleich viel Vermögen wie die Banken in diesem Bereich (10,8 Mrd. Euro).

Fokussierung auf Portfolioverwaltung zu beobachten 
"Die Professionalisierung der Wertpapierdienstleister spiegelt sich nicht nur in der anspruchsvolleren Kundenstruktur wider, sondern auch in einer zunehmenden Spezialisierung der Anbieter“, so FMA-Vorstand Helmut Ett. "So ist eine Fokussierung auf entweder individuelle oder kollektive Portfolioverwaltung zu beobachten, ein Trend weg vom Strukturvertrieb hin zur Privatkundenbetreuung festzustellen, ebenso ein Trend, die persönliche Vermögensberatung durch Robo-Advice zu ergänzen oder im Massensegment sogar zu ersetzen."

Aufgrund ihrer Unabhängigkeit von Produktemittenten ist es den konzessionierten Wertpapierunternehmen möglich, auf die gesamte am Markt befindliche Angebotspalette zurückzugreifen und den Anlegern eine unabhängige Anlageberatung zu garantieren.
Diese Form der Anlageberatung gewinnt laut FMA bei den Wertpapierunternehmen zunehmend an Bedeutung – insbesondere auch im Lichte der ab kommendem Jahr durch die Mifid-II-Richtlinie verschärften Anforderungen bei der Erbringung von Wertpapierdienstleistungen.

Die mit eigener Konzession am Finanzmarkt tätigen Wertpapierunternehmen konzentrieren sich außerdem vermehrt auf das konzessionspflichtige Geschäft. So beträgt der Anteil jener Wertpapierunternehmen, deren Geschäftstätigkeit sich vorrangig auf den konzessionspflichtigen Bereich erstreckt, knapp 70 Prozent. Nur mehr weniger als ein Drittel der Konzessionsträger geht überwiegend gewerblichen Tätigkeiten, etwa der Versicherungsvermittlung oder der gewerblichen Vermögensberatung, nach.

Anzahl der vertraglich gebundene Vermittler gestiegen
Der Rückgang der Anzahl der konzessionierten Unternehmen ist Ausdruck eines tiefgreifenden Strukturwandels in der Wertpapierdienstleistungsbranche. Denn gleichzeitig stieg die Zahl jener Wertpapierdienstleister, welche als vertraglich gebundene Vermittler (VGV) oder als Wertpapiervermittler (WPV) unter dem Haftungsdach eines konzessionierten Rechtsträgers arbeiten. Obgleich auch einige Banken externe Vermittler zur Erbringung von Wertpapierdienstleistungen einsetzen, liegt der Schwerpunkt des ausgelagerten Vertriebs bei den Wertpapierunternehmen.

So zogen zum 31. August 2017 insgesamt 48 Wertpapierunternehmen rund 590 WPV sowie 220 juristische Personen und 1.160 natürliche Personen als VGV zu Wertpapierdienstleistungen heran. Demgegenüber wurden von lediglich sieben Banken Wertpapierdienstleistungen durch 25 juristische Personen und 430 natürliche Personen als VGV angeboten. (gp)