Laut der aktuellen Insolvenzprognose von Kreditversicherer Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade steigt die Zahl der Firmenpleiten weltweit voraussichtlich um sechs Prozent bis Ende 2023, für 2024 werden weitere zehn Prozent erwartet. Damit dürften drei von fünf Länder bis Ende nächsten Jahres wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreichen, Österreich wird diese Marke bereits heuer überschreiten. "Für Österreich gehen wir derzeit von etwa 5.250 Firmenpleiten bis Ende des Jahres aus", sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia. "Das sind zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr und um fünf Prozent mehr als vor der Pandemie im Jahr 2019."

Zu den gefährdeten Branchen zählen laut der Kreditversicherung der Einzelhandel, das Baugewerbe und die Gastronomie. Vor allem der Wohnbau steht auf unsicheren Beinen. Viele offene Aufträge sind fertiggestellt, und die Zahl der Neuvergaben ist stark eingebrochen, da die Nachfrage nach Immobilien angesichts der steigenden Zinsen zurückgegangen ist. 

"Das weltweite Wirtschaftswachstum müsste sich verdoppeln"
"Um die Insolvenzzahlen zu stabilisieren, müsste sich das weltweite Wirtschaftswachstum verdoppeln. Das ist vor 2025 nicht realistisch. Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass sich die Zahlungsfristen verlängern, was die Insolvenzdynamik in den kommenden Quartalen zusätzlich anheizt", so Meierschitz. 47 Prozent der Unternehmen weltweit warten über 60 Tage, bis ihre offenen Forderungen bezahlt werden. Ein zusätzlicher Tag Zahlungsverzug entspricht in der EU einer Finanzierungslücke von beinahe 87 Milliarden Euro. "Da Bankkredite für KMUs bereits knapper werden, werden sogenannte Lieferantenkredite zunehmend ausgeschöpft. Das Eintreiben offener Forderungen könnte für Unternehmen zu einer erheblichen Herausforderung werden", betont Meierschitz. 

Sinkende Liquiditätsreserven und abnehmende Rentabilität 
Hauptgrund für den weltweiten Anstieg der Firmenpleiten sind sinkende Unternehmensgewinne, vor allem bedingt durch einen geringeren Spielraum bei der Preisgestaltung und eine schwächere Nachfrage. So gingen im zweiten Quartal 2023 die Gewinne erstmals seit 2020 in allen Ländern spürbar zurück (minus 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Die Kombination mit anhaltend hohen Kosten drückt auf die Rentabilität, infolgedessen kann sich die Liquidität der Unternehmen schnell verschlechtern. (gp)