Wenn man als Finanzberater alle Regeln und Vorschriften von Mifid II, IDD, DSGVO und Co. korrekt einhält, bleibt nicht mehr viel Zeit für die eigentliche Arbeit. Wenn man sich dann neben der Beratung der Bestandskunden auch noch auf die Suche nach Neukunden machen muss, stellt man sich früher oder später die Frage, ob sich das alles überhaupt noch lohnt.

Seit einigen Jahren gelangen die Berater immer häufiger zu dem Schluss, dass die Antwort darauf "Nein" lautet. Das bestätigten auch die Zahlen der aktuellen FMA-Statistik. Die Behörde erfasst darin alle Berater, die unter Haftungsdächern ­arbeiten, sei es als vertraglich gebundene Vermittler (vgV) oder als Wertpapiervermittler (WPV). Und diese Liste wurde im Jahresvergleich neuerlich um 242 Namen kürzer, was einem Rückgang von etwas über acht Prozent entspricht.

Die Statistik offenbart auch, dass sich dieser Rückgang nicht gleichmäßig über alle Haftungsdächer verteilt. Obwohl die FMA seit 2016 nicht mehr die exakten Zahlen der angeschlossenen Vertriebspartner pro Haftungsdach veröffentlicht, sondern nur noch eine Bandbreite ausgewiesen wird, lässt sich trotzdem erkennen, wer von den Abgängen besonders betroffen ist. Nicht in allen Fällen dürfte die Regulierung die Alleinschuld am Beraterschwund tragen. Ins Auge fällt bei einem Blick auf die Tabelle sofort die Bawag PSK: 2016 hatte das Institut noch mehr als 200 angeschlossene vertraglich gebundene Vermittler, heute liegt man nur noch im Bereich von über 50. Die Bank hatte bekanntlich im Jahr 2010 damit begonnen, aus ehemaligen Postämtern Bawag-Filialen zu machen und dort sogenannte Postfinanzberater als vgVs angebunden. Der massive Rückgang an vgVs ist also mit der Auflösung des Deals zwischen Post und Bawag zu erklären. 

Beim Bank Austria Finanzservice (BAF) zeigt sich in diesem Bereich ebenfalls ein Rückgang: Lag man vor einem Jahr noch in der Bandbreite von über 200 vgVs, so finden sich aktuell nur noch etwas mehr als 100. Laut BAF-Geschäftsführer Siegfried Prietl hielten sich die Veränderungen dabei allerdings in Grenzen: "Man hat natürlich eine normale Fluktuation. Wenn jemand geht, dann liegt das in der Regel daran, dass der Berater kein Wertpapiergeschäft mehr machen möchte."

Wertpapiervermittler
Eine Aufwärtstendenz zeigt sich interessanterweise bei einigen Haftungsdächern im Bereich der Wertpapiervermittler. Gleich drei Unternehmen konnten sich hier im Vergleich zu 2017 verbessern und in die nächst höhere Bandbreite rutschen. Im Detail handelt es sich dabei um folgende Unternehmen: BAF, Dr. Samhaber & Partner sowie Privatconsult. Für BAF-Geschäftsführer Prietl könnte der Trend in Zukunft – auch wenn sich das in den aktuellen FMA-Zahlen nicht nicht widerspiegelt – wieder stärker in Richtung WPV gehen. Viele Berater entschieden sich in der Vergangenheit schließlich für den vgV, weil sie sich auf diese Weise die gesetzliche Weiterbildungsverpflichtung im Bereich des WPV ersparten. Durch Mifid II ist dieser Vorteil nun obsolet – jetzt müssen sich alle gewerblichen Vermögensberater jährlich in ähnlichem Umfang weiterbilden.

Nun könnten viele Berater wieder die Vorteile des WPV entdecken: allem voran die Tatsache, dass man seine Kunden nicht auf das neue Haftungsdach übertragen muss und auch weiterhin Zugriff auf alle Daten hat. Natürlich muss dabei auch das Haftungsdach mitspielen, einige Unternehmen machen schließlich kein Hehl daraus, dass sie lieber nur vgVs ­anbinden, nicht zuletzt aufgrund der Solidarhaftung. Für Prietl ist das allerdings kein ­Thema, so erklärt er weiter: "Mir ist es völlig egal, ob sch jemand als vgV oder WPV anschließt. Der Berater muss selbst entscheiden können, ob er sich ­einem oder mehreren Haftungsdächern anschließen möchte. Eine künftige Bewegung hin zum WPV halte ich daher durchaus für möglich." Im aktuellen Zuzug von WPVs sieht Prietl allerdings keine Verbindung zu den Abgängen im Bereich der vgVs. "Ich sehe da keinen Zusammenhang. Jene Berater, die in der Vergangenheit das Wertpapiergeschäft nur nebenbei gemacht ­haben, tun sich das mit den neuen Auflagen nicht mehr an. Da haben sich sicher einige aus dem Markt verabschiedet." (gp)


Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 2/2019 von FONDS professionell, angemeldete KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch im E-Magazin abrufen.