Die Stimmung war gut am mittlerweile 19. FONDS professionell KONGRESS, der am 1. und 2. März in Wien stattfand. So richtige Feierlaune kam bei den anwesenden Beratern dann allerdings doch nicht auf. Vor allem die unabhängigen Vermögensberater sehen mit einer gewissen Unsicherheit in die Zukunft, denn die EU-Richtlinie Mifid II steht bereits vor der Tür und bringt einige Veränderungen mit sich.

Dementsprechend groß war das Interesse am Vortrag von Philipp Bohrn, Geschäftsführer des Fachverbandes Finanzdienstleister, der einen Überblick über die Auswirkungen der gefürchteten Richtlinie gab. Bei Themen wie dem künftigen Vergütungsrecht, Produktregulierung und Telefonaufzeichnungen konnte man beim einen oder anderen der 460 Zuhörer die Verzweiflung im Gesicht erkennen.

Marktbeobachter gehen jedenfalls davon aus, dass die Umsetzung der Richtlinie ab 2018 nochmals zu einer gewissen Marktbereinigung führen dürfte. Sieht man sich die aktuellen Zahlen der Finanzmarktaufsicht zu den an die heimischen Haftungsdächer angeschlossenen Beratern an, so könnte man durchaus mutmaßen, dass wir uns bereits mitten in dieser neuen Konsolidierungsphase befinden. Während in den Jahren 2014 und 2015 die Zahlen für vertraglich gebundene Vermittler und Wertpapiervermittler verhältnismäßig stabil geblieben sind, zeigen die Daten für 2016 ein anderes Bild. Vor allem die Anzahl der vertraglich gebundenen Vermittler hat sich mit einem Minus von 230 Personen nochmals deutlich nach unten korrigiert. Weniger dramatisch ist die Situation beim erst 2012 eingeführten Wertpapiervermittler, dort zeigt sich lediglich ein Minus von 23 Beratern.

Interessant wird es, wenn man die Zahlen der FMA mit denen der Wirtschaftskammer vergleicht. Der Fachverband der Finanzdienstleister erstellt regelmäßig eine Mitgliederstatistik. Sieht man sich die dortigen Zahlen an, zeigt sich nämlich ein nicht ganz so schlimmes Bild. Im Vergleich zu 2015 zeigt die Statistik bei den Vermögensberatern und Wertpapiervermittlern zusammengerechnet nur einen Rückgang von 197 Beratern. Zur Erklärung: Während die FMA nur jene Berater erfasst, die unter einem Haftungsdach ­arbeiten, weist die Wirtschaftskammer in ihrer Mitgliederstatistik unter "Vermögensberater“ alle Berater aus, die ein aktive ­Gewerbeberechtigung haben, also auch jene, die kein Haftungsdach benötigen, weil sie kein Wertpapiergeschäft abschließen. Und das sind aktuell immerhin 571 Berater. "In der Regel handelt es sich dabei um Berater, die ausschließlich Kredite und Versicherungen vermitteln", erklärt Bohrn. 

Leichte Bereinigung
Vergleicht man also die Zahlen der WK und der FMA zeigt sich, dass ein nicht unbeachtlicher Teil von 57 Beratern, die aus der FMA-Statistik verschwunden sind, ihren Gewerbeschein weiterhin aufrecht erhalten haben und lediglich aktiv kein Wertpapiergeschäft mehr anbieten. So relativiert Bohrn dann auch die Zahlen der FMA und erklärt: "Es hat zwar eine leichte Bereinigung gegeben, die bis zu ­einem gewissen Grad bereits mit Mifid II zu tun haben könnte, der Rückgang bei den Vermögensberatern war allerdings bei Weitem nicht mehr so gravierend wie in den Jahren davor."

Zudem weist Bohrn darauf hin, dass viele der 571 Berater, die in der FMA-Statis­tik fehlen, das Wertpapiergeschäft zwar nicht mehr aktiv anbieten, hier allerdings als Tippgeber agieren und entweder mit einem Portfolioverwalter zusammenarbeiten oder das Geschäft an Kollegen weitergeben, die unter einem Haftungsdach arbeiten.

So weit, so gut, schwieriger wird es allerdings, wenn man versucht herauszufinden, welche Haftungsdächer die insgesamt 254 Abgänge zu verzeichnen haben. Schwieriger deshalb, da die FMA ihre Statistik leider geändert hat und plötzlich nicht mehr die genauen Zahlen der angeschlossenen Vertriebspartner pro Haftungsdach liefert. Neuerdings wird nur noch eine Bandbreite ausgewiesen. Weshalb man nicht mehr die genauen Zahlen nennt, wird auch auf Nachfrage nicht erklärt. Eine Erklärung dafür wäre, dass ein Haftungsdach bei der Behörde diesbezüglich interveniert hat, schließlich zeigen diese Daten für das eine oder andere Haus weniger positive Entwicklungen.

Trotz der neuen Darstellungsmethode lassen sich aber immer noch interessante Entwicklungen aus der Statistik herauslesen. So fällt bei der Betrachtung der Zahlen zu den vertraglich gebundenen Vermittlern sofort auf, dass das Haftungsdach Supris – verglichen mit 2015 – deutlich weniger Vertriebspartner meldet. Der Grazer Maklerpool, der den meisten Marktteilnehmern bis Mitte des vergangenen Jahres noch unter dem Namen Ariconsult Financial Provider bekannt war, kooperiert laut FMA-Zahlen mittlerweile mit weniger als 200 vertraglich gebundenen Vermittlern. Im Jahr 2015 waren es noch 267 und ihm Jahr davor sogar 373. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl somit um mehr als 40 Prozent verringert. Zählt man die Wertpapiervermittler hinzu, steigt die Zahl der Abgänge im selben Zeitraum auf etwa 160 Berater.  (gp)


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