Das Schicksal der Fachakademie für Finanzdienstleister (FAF) war jahrelang eng mit der Wirtschaftskammer Wien verknüpft. Der private Verein bildete nach seiner Gründung im Jahr 1996 einen Großteil der heimischen Vermögensberater aus. Die Tatsache, dass einige angestellte Mitarbeiter der Wirtschaftskammer Wien auch leitende Funktionen in der FAF bekleideten und dabei von ihrem Kammerarbeitsplatz aus die Geschäfte der FAF betrieben, sorgte im Jahr 2015 allerdings für ein Ende dieser engen Beziehung.

Zwei Jahre später versucht die Ausbildungseinrichtung nun einen Neustart. Wie dieser aussehen soll, erklärte kürzlich das neue Führungsduo des Vereins. FAF-Präsident Siegfried Prietl ist Geschäftsführer des BA-Finanzservice, Vizepräsident Ali Eralp Vorstand bei Finum.

Alumni-Club für die Absolventen des Diplomlehrgangs
Für Prietl ist die FAF die einzige unabhängige Institution, die sich ausschließlich um die Fort- und Weiterbildung der Finanzdienstleistungsbranche kümmert. Ansprechen will man den klassischen gewerblichen Vermögensberater ebenso wie Versicherungsmakler und -agenten, aber auch den eine oder andere Banker. Der Grundsockel des Fortbildungsangebots bleibt dabei der zwölfmonatige Diplomlehrgang zum akademisch geprüften Finanzdienstleister.

Laut Eralp haben seit Bestehen der FAF bereits 900 Berater diesen Diplomlehrgang absolviert. "Wir wollen diesen Absolventen in Zukunft auch eine Art Alumni-Club bieten und ihnen dadurch eine Plattform zur Verfügung stellen", erklärt der Vizepräsident. Parallel beziehungsweise aufbauend zum Diplomlehrgang bietet man auch viele einzelne Kurse an. "Die Blöcke des Diplomlehrgangs können etwa auch einzeln gebucht werden. Will man etwa nur einen Kurs zum Thema Gewerberecht oder Finanzmathematik besuchen, dann kann der Berater dies auch herausgelöst tun. Daneben bieten wir für kleine und größere Firmen auch speziell zugeschnittene Managementseminare an", erklärt Prietl. 

Neue Weiterbildungsverpflichtungen
Potenzial sehen die beiden FAF-Oberen für die Ausbildungseinrichtung in der künftigen Ausweitung der gesetzlichen Weiterbildungsverpflichtung. Bisher hat die gesetzliche Weiterbildungsverpflichtung nur den Wertpapiervermittler getroffen, dies wird sich in Kürze ändern. Der gewerbliche Vermögensberater muss in Zukunft 20 Stunden Weiterbildung pro Jahr absolvieren, eine dementsprechende Änderung im Gewerberecht wird im Sommer oder Herbst erwartet. Dasselbe wird ab dem Jahr 2018 mit der Einführung der IDD auch für den Versicherungsmakler und -agenten zutreffen.

"Die gesamte Finanzdienstleistungsbranche wird also bis spätestens 2018 mit einer Vielzahl an neuen Weiterbildungsverpflichtungen konfrontiert sein. Der Gesetzgeber wird dabei einen bestimmten Lehrplan vorgeben. Wesentlich ist dabei, dass die Weiterbildung nicht durch die Unternehmen selbst durchgeführt werden darf, sondern ausschließlich durch eine unabhängige Institution. Dies spielt der FAF natürlich in die Hände, wir werden alle notwendigen Kurse zur verpflichtenden Weiterbildung anbieten", zeigt sich Prietl überzeugt. 

Laut Prietl ist der Lehrplan bereits zu 99 Prozent fix und wird eine Weiterbildung im Ausmaß von 20 Stunden pro Jahr umfassen. Der dazu entwickelte Lehrplan erstreckt sich über drei Jahre. Ziel ist es, ein einheitliches Modulsystem sowohl für Wertpapier-, Kredit- als auch Versicherungsvermittler zu schaffen. Insgesamt wird es acht Module geben. Prietl: "Zwei Themenblöcke bieten wir über die FAF bereits jetzt über eine digitale Lernplattform an. Unsere Erfahrung zeigt, dass es zwar schön ist, eine Präsenzveranstaltung zu besuchen, es aber durchaus sinnvoll ist, auch flexiblere Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, die der Berater jederzeit in Anspruch nehmen kann, sei es von zu Hause oder vom Arbeitsplatz aus." Aktuell werden bereits für die Bereiche "Steuer- und Verbraucherrecht" und "Terrorbekämpfung und Geldwäsche" dementsprechende Kurse angeboten. Das Ziel ist es, diese Onlineschiene langfristig weiter auszubauen. 

Neuer Masterlehrgang
Daneben bietet die FAF nun auch in Kooperation mit der FH Krems einen eigenen Masterlehrgang an. Der Lehrgang wurde speziell für die Finanzdienstleistungsbranche entwickelt und legt den Fokus auf das Thema Digitalisierung. "Neben der Analyse und Entwicklung von komplexen Finanz- und Versicherungsprodukten liegt der Fokus dieses Lehrgangs auf den Bereichen Compliance inklusive wirtschaftlicher Ethik, Risikomanagement und Digitalisierung. Wir werden mit dem Lehrgang erstmals im Oktober dieses Jahres starten. Zudem planen wir, ab dem nächsten Jahr auch einen eigenen Masterlehrgang für Versicherungsmakler und Agenten anzubieten", erklärt Prietl weiter. (gp)


Das gesamte Interview mit Siegfried Prietl und Ali Eralp finden Sie in der soeben erschienenen Heftausgabe 2/2017 von FONDS professionell. FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Artikel auch im E-Magazin lesen.