Als Kind kickte sie mit der Nachbarsjugend in der steirischen Idylle, später bei den Top-Clubs Bayern München und Arsenal London: Viktoria Schnaderbeck, Österreichs langjährige Teamkapitänin, gilt als eine der prägenden Figuren im Frauenfußball; auch nach dem finalen Abpfiff. Sie beendete 2022 ihre aktive Karriere, gründete die Agentur Pro-Spective, die Sportprofis betreut, und tritt zudem als Rednerin auf. In einem Interview, das in voller Länge in der aktuellen Printausgabe von FONDS professionell erschienen ist, spricht Schnaderbeck unter anderem über die Finanzsituation junger Spitzensportlerinnen.

"Am Beginn meiner Karriere gab es bei Bayern München 200 Euro im Monat. Die Burschen bekommen oft mit 15 schon hoch bezahlte Profiverträge. Ich hab nie Unsummen verdient. Aber es war eine unbezahlbare Zeit. Ich habe das nie wegen des Geldes gemacht", so Schnaderbeck.

Wenig Geld und ein Koffer als Titel-Prämie
Allerdings sei ihr heute mehr bewusst, dass auch die Bezahlung passen müsse. "Es geht um Gleichberechtigung", sagte sie und verwies auf die eklatanten Unterschiede. Als Schnaderbeck in jungen Jahren bereits zur Stammelf bei Bayern München gehörte und zum ersten Mal mit dem Team den Cup-Titel holte, lag ihr Verdienst bei nur rund 600 Euro im Monat. Eine weitere Anekdote illustriert die hinterfragbaren Vergütungsverhältnisse: Für den Pokalsieg gab es nicht, wie man annehmen könnte, einen Geldregen; die Prämie bestand aus einem Koffer.

Die hohen Gehaltsdifferenzen zwischen den Geschlechtern wurden vor einiger Zeit auch durch Stepstone untermauert. Laut einer Untersuchung verdienen deutsche Fußballer in der 3. Herrenliga durchschnittlich 120.000 Euro pro Jahr, wogegen eine Profifußballerin in der 1. Damenliga nur rund 44.000 Euro einnimmt.

Angleichung gefordert
Bei den Gehältern müsse eine Angleichung stattfinden – unter Rücksichtnahme auf den ökonomischen Rahmen. "Man muss ausgewogen sein in der Beurteilung. Langfristig braucht es immer einen funktionierenden Business Case. Es stimmt auch, dass die Männer mehr Geld einspielen. Die andere Seite ist: Eine Frauenmannschaft kann schwer mehr einspielen, wenn nicht die gleichen Ressourcen bereitgestellt werden", so die studierte Wirtschaftspsychologin, die zugleich einen Bachelor in Sportmanagement hat.

Es sei nicht realistisch, den Gender-Pay-Gap sofort vollkommen zu beseitigen. "Wichtig ist, dass die Richtung stimmt und das Tempo nicht langsamer wird", betonte Schnaderbeck. Sie verwies auf die positiven Veränderungen in dem Bereich: Frauenmannschaften seien mittlerweile immerhin in den Fanshops vertreten, und Vereinen wie Arsenal London, wo den Damenmannschaften die nötige Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird, gelinge es, große Stadien auszuverkaufen.

In dem Interview ging Schnaderbeck auch auf Fragen der Finanzberatung ein. Weil Profisportler permanent vom potenziellen Aus ihrer Karriere und damit vom abrupten Abbruch der Einnahmen bedroht sind, sei besonders auf Flexibilität bei den Produkten zu achten. Sie kritisierte mit Blick auf ihre Karriere auch die nach wie vor schwierige Situation für Personen, die innerhalb der EU den Arbeitsplatz wechseln. Allein, wer wo welche Pensionsansprüche erwirbt, sei nur aufwendig nachvollziehbar. (eml)


Das gesamte Interview lesen Sie in der Heftausgabe 1/2024 von FONDS professionell oder nach Anmeldung hier im E-Magazin.