Anleger haben im Juni unter dem Strich 47,7 Milliarden Euro aus europäischen Investmentfonds (ohne Geldmarktprodukte) abgezogen. Das ist der höchste Mittelabfluss seit März 2020, als die Corona-Pandemie die Börsen hatte abstürzen lassen, berichtet das Analysehaus Morningstar.

"Der Inflationsschub, Spannungen in der Lieferkette, wachsende Rezessionsängste und die große Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine trüben die Anlegerstimmung", schreibt Morningstar-Experte Valerio Baselli in einer Analyse. "Keine der großen Anlageklassen blieb im vergangenen Monat von Abflüssen verschont."

Rentenfonds ganz oben auf der Verkaufsliste
Zu leiden hatten insbesondere Rentenfonds, deren Abflüsse sich im Juni auf 28,4 Milliarden Euro beliefen. Morningstar zufolge ist das der fünfte negative Monat in Folge und das zweitschlechteste Monatsergebnis seit Ausbruch der Pandemie. Blickt man auf das gesamte erste Halbjahr, summieren sich die Mittelabflüsse aus Rentenfonds auf 84 Milliarden Euro – Rekord. Aus Aktienfonds zogen Investoren im Juni dagegen "nur" 12,1 Milliarden Euro ab. Dank eines guten Jahresstarts steht bei dieser Produktkategorie für die ersten sechs Monate sogar noch ein Plus von 20 Milliarden Euro.

Interessant ist auch ein Blick auf den ESG-Trend: "Dunkelgrünen" Fonds gemäß Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung vertrauten Anleger im Juni netto 686 Millionen Euro an – "trotz des allgemeinen Risk-off-Umfelds", wie Morningstar betont. Die unter Artikel 8 eingestuften Sondervermögen, in der Branche gerne als "hellgrün" bezeichnet, büßten im vergangenen Monat dagegen rund 17 Milliarden Euro ein. (bm)