Der italienische Asset Manager Eurizon Capital belieferte zunächst im Heimatmarkt das Private Banking der Bankmutter. Dann richteten sich die Mailänder zunehmend auch an Drittkunden und leiteten die internationale Expansion ein. Wie das Haus in Deutschland und Österreich aufgestellt ist, berichtet Länderchef Gerald Saam im Interview mit FONDS professionell ONLINE.


Herr Saam, wer steckt hinter dem Asset Manager Eurizon?

Gerald Saam: Wir gehören zur Gruppe der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo und verwalteten per Ende Juni fast 400 Milliarden Euro. Im Laufe der Zeit hat Eurizon sein Geschäft zunehmend auf Länder außerhalb Italiens und auf weitere Vertriebskanäle ausgedehnt. Das Geschäft mit Drittkunden gewinnt immer mehr an Bedeutung. In Deutschland und Österreich richten wir uns an sowohl an institutionelle als auch an Wholesale-Kunden.

Wie viel Geld verwalten Sie in diesen beiden Märkten?

Saam: Unser Wachstum ist erfreulich. Wir sind bei einem dreistelligen Millionenbetrag. Es ist uns gelungen, neue Kunden zu gewinnen und eine kontinuierliche Pipeline neuer Möglichkeiten aufzubauen, von denen einige noch vor Jahresende zum Tragen kommen und unser verwaltetes Vermögen in der Region weiter erhöhen dürften. Bislang arbeite ich für die beiden Länder allein. Doch ich suche Unterstützung. Daneben werde ich noch von den Kollegen unseres Luxemburger Sales-Supports unterstützt und arbeite eng mit den verschiedenen Teams des Unternehmens in der ganzen Welt zusammen. Mit dieser Aufstellung arbeiten wir profitabel.

Welche Zielgruppen peilen Sie im Wholesale-Geschäft an?

Saam: Wir arbeiten sehr gut mit den großen Pools für unabhängige Finanzanlagenvermittler zusammen. Dieses Geschäft möchte ich deutlich ausbauen. Da geht noch mehr. Dies benötigt aber viel Arbeitszeit und die Unterstützung durch weitere Kollegen. Die ersten Sprünge sind jedoch geschafft. Finanzberater sind ein wichtiger Absatzkanal für uns, auch in den anderen Ländern. Daneben unterhalten wir auch gute Geschäftsbeziehungen mit den großen Banken.

Welche Investmentstrategien stellen Sie im Vertrieb heraus?

Saam: Eurizon deckt grundsätzlich ein breites Spektrum ab. Sehr gut sind wir aber bei Anleihen in Europa und Asien. Mit Pengua Asset Management gingen wir eine Partnerschaft mit einem bedeutenden chinesischen Anbieter ein. Eurizon SLJ wiederum deckt von London aus chinesische und asiatische Bonds, insbesondere in Lokalwährungen, ab. Daneben zählen italienische Hochzinsanleihen zu unseren Spezialitäten.

Wie sieht es mit Mischfonds aus?

Saam: Wir bieten zwar auch Multi-Asset-Produkte. Aber dieses Feld sehe ich in Deutschland und Österreich schon als bestellt an. Die großen Anbieter warten mit einer exzellenten Performance und herausragendem Service auf. Dagegen anzugehen, fällt extrem schwer.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit?

Saam: Auch wenn das droht, zur Floskel zu verkommen: Bei Eurizon steht Nachhaltigkeit über allem. Schon seit Jahrzehnten wird der ESG-Gedanke verfolgt. Fast 70 Prozent des gesamten Fondsvermögens sind inzwischen in ESG-Anlagen investiert, die gemäß Artikel 8 und 9 der EU-Verordnung klassifiziert sind, zwei davon gemäß Artikel neun.

Welche weiteren Ziele haben Sie?

Saam: Der Vertrieb, auch bei institutionellen Anlegern, ist mühsamer geworden. Jede Million muss man sich hart erarbeiten. Aber ich glaube, dass es Potenzial gibt, das Geschäft hierzulande deutlich auszubauen.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)