Andre Köttners hartes Durchgreifen beim DWS Vermögensbildungsfonds I zahlt sich bereits wenige Wochen nach seinem Antritt bei der Deutschen Bank aus: Der 5,3 Milliarden Euro schwere Fonds, der unter DWS-Starmanager Klaus Kaldemorgen in jedem der vergangenen vier Kalenderjahren deutlich hinter dem MSCI World zurückgeblieben war, liegt seit Anfang März wieder deutlich vor dem Vergleichsindex.

Die zuletzt bessere Performance wird nicht nur in der DWS-Chefetage für gute Stimmung sorgen, sondern auch bei vielen Finanzberatern. Der DWS Vermögensbildungsfonds I zählte lange Jahre zu den Verkaufsschlagern der Branche, außerdem steht das Produkt bei sehr vielen fondsgebundenen Rentenversicherungen weit oben auf der Auswahlliste. Köttner selbst dagegen gibt sich bescheiden. "Ich finde Monatszeiträume nicht relevant, die kurze Sicht macht einen viel zu leicht verrückt und verleitet eher zu unnötigen Transaktionen", sagte er FONDS professionell in seinem ersten Interview, das er in seiner neuen Position gegeben hat. Das vollständige Gespräch lesen in der aktuellen Printausgabe von FONDS professionell, die Ende Mai erscheint.

"In Deutschland bin ich derzeit übergewichtet"
Köttner krempelte Kaldemorgens Portfolio in seinen ersten Wochen deutlich um. Das Gewicht des Basiskonsumgütersektors hat er glatt verdoppelt, Telekom- und Versorgeraktien baute er dagegen deutlich ab. Nur noch vier Titel, die zu Kaldemorgens zehn größten Positionen zählten, sind auch in Köttners Top-Ten zu finden.

Besonders radikal erscheinen manche Währungsumschichtungen: Während Kaldemorgen noch ein Viertel des Portfolios in Euro investierte, macht die Gemeinschaftswährung bei Köttner nur noch zwölf Prozent aus. Der Grund hierfür sei jedoch nicht, dass er für die Euro-Zone schwarzsehe, sondern sein Ansatz, keine Devisenwetten eingehen zu wollen. "Im MSCI World macht der Euro nur zwölf Prozent aus. Selbst wenn ich ganz viele sehr gute Unternehmen im Euroraum finden würde, würde ich die Währungsposition so absichern, dass sie der des Vergleichsindex entspricht", so Köttner. "In Deutschland bin ich derzeit übergewichtet, in der Euro-Peripherie dagegen untergewichtet."

"Auf Einzeltitelebene werden sich die Fonds entkoppeln"
Im Interview begründete Köttner auch seine Entscheidung, den Co-Manager auszutauschen. Während Kaldemorgen sehr lange mit Marc-Alexander Knieß zusammengearbeitet hatte, kürte Köttner Lars Ziehn zu seinem Stellvertreter (FONDS professionell ONLINE berichtete). "Es ist wichtig, dass der Portfoliomanager und sein Stellvertreter die gleiche Herangehensweise haben", sagte Köttner. "Mein Ansatz unterscheidet sich von Herrn Kaldemorgens dahingehend, dass ich sehr einzeltitelorientiert und mit einem noch längerfristigen Blick unterwegs bin. Lars Ziehn, der seit sieben Jahren bei der DWS arbeitet, habe ich in den ersten Wochen hier als jemanden kennengelernt, der ähnlich agiert und daher sehr gut passt."

Köttner kam im Februar zur DWS und ist dort auch Chef für globale Aktien. Die Verantwortung für den DWS Vermögensbildungsfonds I und den Akkumula übernahm er im März. Bis Oktober verwaltete er sehr erfolgreich den Uniglobal, das Flaggschiffprodukt von Union Investment. Dort übernahm Köttners früherer Stellvertreter Gunther Kramert das Ruder (siehe auch das Interview mit FONDS professionell ONLINE). Obwohl Köttner seinen beim Uniglobal etablierten Investmentprozess auf den Vermögensbildungsfonds übertrug, sieht er nicht die Gefahr, dass sich die beiden Portfolios künftig parallel entwickeln werden. "Vielleicht ähneln sich die Fonds auch künftig mit Blick auf die Branchengewichtung, einfach weil in einigen Sektoren kaum überzeugende Geschäftsmodelle zu finden sind", so Köttner. "Aber auf Einzeltitelebene werden sich die Fonds entkoppeln." (bm)