Mit rund 1,2 Billionen Dollar an Kundenvermögen zählt Wellington zu den größten Vermögensverwaltern der Welt. Im Außenauftritt will das US-Unternehmen die Größe allerdings nicht zu sehr voranstellen. Man nehme sich als Zusammenschluss von 50 Investmentboutiquen wahr, wie Marco Näder, Head of Wholesale Österreich und Deutschland, im Gespräch mit der Redaktion sagt.

Auch im europäischen Vertrieb will Wellington künftig durchaus mit Blick auf das kleinteiligere Geschäft nach Wachstumsmöglichkeiten suchen – wenngleich es hier nicht an Selbstbewusstsein fehlt. Beim Subadvisory, das am Kontinent noch wenig ausgeprägt ist, wolle man europäischer Marktführer werden, so Näder.

Subadvisory – US-Trend soll in Europa Fuß fassen
Es handelt sich um das ureigenste Geschäft von Wellington – in den USA legt die Gesellschaft keine klassischen Fonds auf, sondern managt ausschließlich Strategien für Großkunden. "Banken oder Versicherungen in den USA verfolgen schon seit Langem im größeren Ausmaß die Philosophie, dass sie sich auf den Vertrieb konzentrieren und das Management externen Anbietern überlassen", so Näder.

Subadvisory sei in Europa bisher nur in den Nordics relevant. Jedoch sehe man den Trend zu Auslagerungen zunehmend auch in Deutschland und Österreich; bedingt durch den Druck auf die Kosteneffizienz und nicht zuletzt wegen der zunehmend aufwendigen Regulatorik. In Großbritannien, wo es in den vergangenen Jahren zu verschärften Regulierungen, inklusive einem Provisionsverbot, gekommen war, habe das Subadvisory sehr stark zugenommen. Es bietet dem Vertrieb Möglichkeiten, den Kunden gewisse Produkte günstig anzubieten, etwa solche mit vermögensverwaltendem Aspekt.

"Lücken erkennen"
Oft beginne die Kundenbeziehung so, dass Banken wegen "Satellitenthemen" anfragen, die sie selbst nicht abdecken können. "Wir wollen wirklich hinsehen und erkennen, wo die Lücken bei den Kunden sind", so Näder.

Freilich bleibt das Subadvisory im deutschsprachigen Raum für Wellington vorerst ein kleineres Standbein unter anderen. Vielmehr muss Näder mit dem Ausbau des Wholesale-Vertriebs vorankommen. Dafür hatte ihn der bisher vorwiegend im institutionellen Geschäft tätige Vermögensverwalter geholt. Man habe in den vergangenen drei Jahren daran gearbeitet, die Visibilität der Marke Wellington zu erhöhen, so Näder.

Wholesale in Österreich und Deutschland
In Deutschland konnte man bei Retailbanken andocken beziehungsweise bei Beratern – etwa über den Maklerpool Fondskonzept. Nun wolle man noch stärker mit Volksbanken oder Sparkassen ins Gespräch kommen. In Österreich, wo Wellington momentan hauptsächlich Dachfonds-Geschäft hat, ist es der nächste Schritt, auf die Distributionslisten der Banken zu kommen.

"Auf eine Fondsliste gesetzt zu werden, ist einfacher, wenn es am Markt Disruptionen gibt. Dann überdenken die Häuser ihre Auswahl und überprüfen, welche Fonds sich gut geschlagen haben. Das ist jetzt der Fall, da ist wieder mehr Dynamik", gibt sich Näder zuversichtlich. Um dem Ziel Nachdruck zu verleihen, wurden neue Wholesale-Profis eingestellt, beziehungsweise ein Team an deutschsprachigen Portfolio-Advisern aufgebaut.

Global Stewards Fund
Bei den Fondsselektoren kann die Wellington-Mannschaft mit erfolgreichen Produkten wie dem Global Stewards Fund aufwarten, der zuletzt enorme Zuwächse gesehen hat. Das Portfolio hatte 2023 Zuflüsse von 1,7 Milliarden Euro und sei der am besten verkaufte aktiv gemanagte Artikel-9-Fonds des Jahres gewesen. Der Fonds setzt auf eine konzentrierte Aktienauswahl sowie auf einen hohen Active Share von über 90 Prozent und performte seit Auflegung 2019 besser als die Benchmark, der MSCI All Country World.

Wellington unterhalte Kooperationen mit Wissenschaftseinrichtungen wie dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) oder dem US-Klimaforschungszentrum Woodwell, das physische Klimarisiken untersucht. Unter anderem kann das Fondsmanagement auf ein Tool zurückgreifen, das die Klimagefahren an Firmenstandorten beurteilt. Eine einheitliche "Wellington-Hausmeinung" ergebe sich aus dieser Anbindung an die Forschung nicht; am Ende entscheide immer das jeweilige Portfoliomanagement, betont Näder. (eml)