Längst nicht alle aktiven Multi-Asset-Manager übertreffen den Markt – erst recht nicht über längere Zeiträume. Es gibt aber Kriterien, anhand derer sich aussichtsreiche Manager herauspicken lassen. Drei Kriterien hat federführend Suhail Shaikh, Chefanlagestratege der britischen Investmentboutique Fulcrum, in einem Thesenpapier herausgearbeitet. Demnach kommt es zunächst einmal auf eine hohe Trefferquote (Hit Ratio) bei den Wetten an, die ein Manager eingeht. Der nächste Aspekt ist die Breite (Breadth), also die Zahl der Wetten, die ein Manager pro Jahr eingeht. Als dritten Punkt führt Shaikh eine Asymmetrie der Wetten an.

Bei der Trefferquote, also der Zahl der Investments, bei denen der Portfoliolenker richtig liegt, gebe es eine Grenze. Die Trefferquote lasse sich zwar steigern, "wenn ein vielfältiges und erfahrenes Team einem disziplinierten Research-Prozess folgt", erläutert Shaikh in dem Papier mit dem Titel "Verwette nicht gleich die ganze Farm", zu dem auch Kai Volkmann beigetragen hat, der den Vertrieb von Fulcrum in Deutschland und Österreich verantwortet. Doch nur wenigen Managern gelinge es, die Trefferquote auf über 60 Prozent zu steigern. Vor allem ist es schwer, die Trefferquote über längere Zeit hoch zu halten.

Außergewöhnliches Können
Der nächste Schritt sei daher, die Zahl der eingegangenen Investments zu erhöhen, also eine größere Breite zu erzielen. Ein Portfolio mit etwa nur fünf Ideen pro Jahr werde nur schwer eindrucksvolle Ergebnisse erzielen können. "Es sei denn, der Manager verfügt über außergewöhnliches Können, das heißt, er hat eine Trefferquote von deutlich über 60 Prozent", führt Shaikh aus. Zwar lasse sich etwa das Anlageuniversum ausweiten, um mehr Investmentideen umsetzen zu können. Doch auch dies stoße an Grenzen und werde sich negativ auf die Trefferquote auswirken. So werde die 20. Idee wahrscheinlich schwächer sein als die 15. Idee, die wiederum schwächer sei als die fünfte.


Auf welche Strategien im derzeitigen Marktumfeld die Manager vermögensverwaltender Fonds setzen, erfahren Sie auch auf dem FONDS professionell KONGRESS am 6. und 7. März 2024 in Wien. Hier geht es zur Anmeldung!


Als dritter Aspekt tritt die Asymmetrie hinzu. Dahinter steht das Verhältnis der Rendite erfolgreicher Investmentideen zum Verlust durch erfolglose Ideen. Es geht also darum, Renditen zu steigern und Verluste zu minimieren. "Asymmetrie wird in der Regel durch den Kauf von Optionen, durch Stop-Loss- oder Trendfolgestrategien in Portfolios eingeführt", erläutert der Fulcrum-Stratege. "Unglücklicherweise ist die Einführung der Asymmetrie nicht einfach."

"Man muss Komplexität umarmen"
Der Einsatz solcher Strategien erfordere eine spezielle Erfahrung, die sich von den Kompetenzen eines klassischen Mischfonds-Lenker-Teams unterscheide. "Man muss Short gehen dürfen, man muss Hebel einsetzen und man muss einen erhöhten Portfolio-Umschlag haben", erläutert Shaikh im Gespräch mit FONDS professionell. "Alle drei Worte sind in der Branche tabu." Zudem bringen solche Ansätze eine gewisse Komplexität ins Portfolio. Das sei jedoch unvermeidbar. "Man muss Komplexität akzeptieren, ja man muss sie umarmen."

"Strategien, die ausschließlich auf Können oder eine sehr hohe Trefferquote setzen, werden eher enttäuschend abschneiden", betont Shaikh. Solche Strategien könnten zwar attraktiv sein, sollten aber durch längere Track Records belegt sein. Strategien mit großer Breite wiederum könnten sich zwar langfristig gut entwickeln, würden aber insbesondere in Krisen hohe Rückschläge erleiden. Letztendlich müssten Manager möglichst verschiedene Anlageklassen, aber auch unterschiedliche Investmentstrategien und Ansätze nutzen, um eine echte Diversifikation zu erzielen, so der Stratege.

Alle Hebel nutzen
"Anstatt Manager mit der höchsten Trefferquote zu suchen, sollten Investoren versuchen, Manager zu identifizieren, die eine Kombination aus hoher Trefferquote, Asymmetrie und Breadth besitzen", resümiert der Shaikh. Dies erfordert, dass die Portfolio-Lenker einen großen Handlungsspielraum eingeräumt bekommen. "Je weniger eingeschränkt der Manager ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er alle drei Hebel nutzen kann, um attraktive, risikoadjustierte Renditen zu erwirtschaften." (ert)


Nach einem enttäuschenden Anlagejahr 2022 erlitten Mischfonds 2023 unter dem Strich Mittelabzüge. Welche Aussichten vermögensverwaltende Fonds noch haben, lesen Sie in einer ausführlichen Analyse in FONDS professionell 4/2023 ab Seite 56. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.