In einem Portfolio können sich im Laufe der Zeit an sich gute Investmentideen auftürmen. Manche davon scheinen irgendwann jedoch überholt. Beim Aufräumen des Depots kann eine zweite Meinung hilfreich sein. So hat das US-Fondshaus BNY Mellon Investment Management den Dienst "Pinpoint" eingeführt. Dabei können Finanzberater aus Kontinentaleuropa und Großbritannien ihre Modellportfolios testen lassen.

"Wir haben BNY Mellon Pinpoint entwickelt, um Beratern dabei zu helfen, ihre Portfolios für jedes Marktumfeld zu positionieren", sagt Matthew Oomen, globaler Vertriebsleiter bei BNY Mellon IM. Der Dienst ziele darauf ab, die Stärken und Schwächen von Portfolios zu identifizieren. So können die Berater unter Berücksichtigung der Anlageziele, der Risikobereitschaft und des Zeithorizonts ihrer Kunden widerstandsfähigere und ausgefeiltere Modellportfolios entwickeln.

"Sehr populär"
BNY Mellon ist damit nicht allein. Das britisch-amerikanische Fondshaus Janus Henderson hat einen Service ins Leben gerufen, bei dem unabhängige Finanzberater oder Vermögensverwalter die Portfolios ihrer Kunden abklopfen lassen können. Das Portfoliokonstruktions- und Strategieteam von Janus Henderson startete den Dienst im Jahr 2015 in den USA. "Dort ist er sehr populär", berichtet Sabrina Denis, die zum Team gehört. Seit gut zwei Jahren bietet die Gesellschaft den Service auch in Europa an. Das Team umfasst hier fünf Mitarbeiter, unterstützt von gut einem Dutzend IT-Experten.

Das Angebot kommt auch in Europa zunehmend gut an. "Im Jahr 2022, als keine Anlageklasse funktionierte, sind viele Berater zu uns gekommen", erzählt Denis. "In einem ersten Schritt untersuchen wir den Istzustand der Portfolios", erläutert die Strategin. "Im nächsten Schritt können wir auf Wunsch auch Vorschläge für eine Optimierung unterbreiten." Dabei würden Korrelationen, mögliche Risiken, aber auch Chancen aufgezeigt. "Auch einen Vergleich zu anderen Portfolios können wir ziehen – aber natürlich völlig anonym", betont die Expertin. Ebenso seien Analysen mit Blick auf Investmentstile oder Faktoren möglich.

"Kostenlos und anonym"
Der Dienst stehe allen Interessenten offen. "Fonds von Janus Henderson im Portfolio zu haben ist keine Voraussetzung dafür, unser Angebot nutzen zu können", sagt Denis. "Das Angebot ist kostenlos, anonym und völlig unabhängig", ergänzt die Strategin und betont: "Wir empfehlen gewiss nicht, ausschließlich unsere Fonds in die Portfolios zu legen." Das Team erteilt keine Empfehlungen für einzelne Fonds und lässt bei der Überprüfung Produkte des eigenen Hauses außen vor, damit kein ­Interessenkonflikt aufkommen kann.


Auf welche kuriosen Konstellationen die Analysten in manchen Portfolios stießen und welche anderen Häuser ähnliche Dienste bieten, lesen Sie in der vollständigen Version des Artikels, der in Ausgabe 3/2023 von FONDS professionell erschienen ist. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.


Auch der US-Investmentriese Vanguard bietet seine "Portfolio-Services" an. Diese sind Teil des "360 Beraterprogramms", mit dem das Haus seine Vertriebspartner unterstützen möchte. Es bietet Weiterbildungen, Hilfe in unternehmerischen und vertrieblichen Fragen oder Modellportfolios und eben eine Portfolioanalyse.

Zweite Meinung
Dabei besteht die Möglichkeit, drei Portfolios miteinander zu vergleichen. "Meist wählen die Berater eines ihrer Musterportfolios aus und möchten es mit einem unserer Modellportfolios vergleichen", sagt Moritz Schüßler, Leiter des Bereichs Intermediated Retail für Deutschland und Österreich bei Vanguard. Als Drittes käme ein optimiertes Portfolio hinzu. "Bei der Analyse werden strukturelle Aspekte wie die Stilrichtung, die regionale oder sektorale Gewichtung, Währungen oder bei Anleihen auch Punkte wie Duration und Kreditwürdigkeit berücksichtigt", erläutert Schüßler. "Abgeschlossen wird die Analyse mit einer Korrelationsmatrix."

Berater können den Service zwei Mal im Jahr kostenfrei nutzen. "Interessenten müssen keine Vanguard-Fonds im Bestand halten“, betont der Finanzexperte. Meist kämen aber Berater auf das Team zu, die Interesse an einer Zusammenarbeit hätten. Auch das Angebot der Amerikaner kommt offenbar gut an. "Viele Finanzberater wollen eine zweite Meinung zu ihren Portfolios einholen", sagt Schüßler. "Das Team analysiert die Portfolios und bespricht die Ergebnisse, eine Beratung erfolgt aber nicht."

Abschied von Stars
Auch das Abschneiden einstiger Starmanager wird ausgewertet – mit offenem Ausgang. "Manche Fonds haben einfach ihre Hochphase hinter sich gelassen und sind zu dauerhaften Underperformern geworden", stellt Denis von Janus Henderson fest. Die Analyse kann letztendlich darin münden, "sich vielleicht mal von lieb gewonnenen Fonds zu trennen", sagt die Strategin. Bei guten Strategien wiederum entscheiden sich die Berater auch mal dafür, sie stärker zu gewichten. (ert)