Banken, Bausparkassen und Versicherer in Großbritannien verkaufen offenbar vermeintlich aktive Fonds, die in Wahrheit aber einfach nur einen Index abbilden ("Closet Indexing"). Trotz dieser Nicht-Leistung treiben die Manager hohe Gebühren ein. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times". Das Blatt hatte eine Reihe von großen, in den Bankfilialen der Insel vertriebenen Fonds vom Datenanbieter Morningstar auf Kennzahlen wie den "Active Share" prüfen lassen. Dieser zeigt an, wie stark ein Manager von seinem Vergleichsbarometer abweicht.

Der Auswertung zufolge hangeln sich Fonds der britischen Bank Halifax und des Versicherers Scottish Widows an ihrer Benchmark entlang. So weisen der Halifax UK Growth und der Scottish Widows UK Growth Fund jeweils nur einen Active Share von 25 aus. Der Halifax UK Equity Income Fund kommt auf 46. In der finanzwissenschaftlichen Forschung gilt ein Wert unter 60 als Hinweis, dass ein Manager sich nicht sonderlich weit von seinem Index weg traut. Zudem hätten die drei Fonds mitunter schon seit Jahren nicht mehr ihren Vergleichsindex FTSE All Share geschlagen. Die drei Fonds verwalten jeweils zwischen drei und fünf Milliarden britischen Pfund und zählen damit zu den Dickschiffen.

Faulenzer beim Namen genannt
Seit geraumer Zeit brennt die Debatte um sogenannte "Indexschmuser", also Fondsmanager, die nur vermeintlich aktives Management vorgeben, tatsächlich aber kaum von ihrer Benchmark abweichen. Die Europäische Finanzmarktaufsicht ESMA hatte 2015 in einer ersten Untersuchung bei einem nennenswerten Teil der Publikumsfonds in Europa Anzeichen für Closet Indexing gefunden. Die ESMA hatte aber keine Produkte genannt und den Fall an die nationalen Behörden zur genaueren Prüfung weiterverwiesen.

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin war Ende 2016 zu dem Ergebnis gekommen, dass es kein großes Problem mit Index-Schmusern gebe. Allerdings hat sie die Fondsgesellschaften zu mehr Transparenz verpflichtet. Die schwedische Aufsicht hingegen hatte mehr als ein Dutzend Häuser beim Namen genannt, deren Produkte nur geringe Abweichungen von der Benchmark zeigen.

Aktionismus mit Verlusten
Der alleinige Blick auf die Kennzahl Active Share ist in der Branche allerdings umstritten. Sie dürfe nicht für sich genommen, sondern immer mit Blick auf die jeweilige Benchmark und den Investmentansatz betrachtet werden. Zudem verspricht eine hohe Aktivität eines Managers nicht, dass er auch erfolgreich ist. Die Manager können mit ihren Wetten abseits des Index durchaus falsch liegen. (ert)