Trotz der Turbulenzen an den Börsen nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt – oder vielleicht besser: genau deswegen – stecken Anleger weiterhin Geld in börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Daten der Analysefirma Thomson Reuters Lipper zufolge verschoben Investoren im Referendumsmonat unter dem Strich 3,3 Milliarden Euro in europäische Indexfolger. Aktive Fonds erlitten dagegen Mittelabflüsse in Höhe von 20,6 Milliarden Euro.

"Ein solches Muster haben wir ähnlich auch schon im Finanzkrisenjahr 2008 und während der EuroKrise 2011 gesehen", erläutert Lipper-Analyst Detlef Glow dem "Handelsblatt" zufolge die Entwicklung. "In Zeiten der Unsicherheit und möglicher Marktverwerfungen ziehen die Anleger transparente und liquide Produkte wie ETFs vor."

Aktien verschmäht, Anleihen im Trend
Allerdings fließt das Geld mit 15,5 Milliarden Euro an Mittelaufkommen für das laufende Jahr vor allem in Fonds auf Anleihe-Barometer, zeigen Daten des Marktführers iShares. Die Blackrock-Tochter errechnet für Aktien-ETFs dagegen Nettomittelabflüsse von rund zwei Milliarden Euro. Gefragt sind aber auch Schwellenländer-Produkte.

Ein weiteres Wachstumsfeld sind Smart-Beta-ETFs. Diese Fonds setzen auf alternative Barometer, die bestimmte Strategien wie niedrige Volatilität, Dividenden oder Wachstumsaktien abbilden. Das verwaltete Vermögen in diesen Produkten kletterte per Ende Juni auf rund 24 Milliarden Euro, zeigen Daten des Analysehauses ETFGI.

Die Abstimmung in Großbritannien und die Schwankungen an den Märkten schlugen sich auch im Handelsvolumen nieder. Einer Umfrage des Fachmediums "Extra-Magazin" unter deutschen Direktbrokern zufolge hat im Juni der Umschlag eklatant zugenommen. Deutsche Privatanleger handelten demzufolge um 77,5 Prozent mehr ETFs als im Vormonat. Das Handelsvolumen kletterte auf 1,28 Milliarden Euro. (ert)