Nach jahrelangen Mittelzuflüssen erleidet das Vertriebsteam von Franklin Templeton um Deutschland-Retailchef Peter Stowasser eine Durststrecke. Anleger zogen im vergangenen Jahr 617 Millionen Euro aus den Publikumsfonds des US-Asset-Managers ab. Der Trend setzte sich zum Jahresauftakt 2015 fort. Stowasser erklärt im Interview mit FONDS professionell ONLINE die Ursachen und sieht den Scheitelpunkt der Mischfonds-Hausse überschritten.

Herr Stowasser, was ist los bei Franklin Templeton? Seit Jahresbeginn haben Sie weiter Mittelabflüsse bei Publikumsfonds verzeichnen müssen.

Peter Stowasser: Wirklich? Das habe ich verdrängt! (lacht) Nein, im Ernst. Der Jahresauftakt war alles andere als zufriedenstellend. Die Zeichen für das zweite Halbjahr stehen dafür gut. Wir verzeichnen einen guten Absatz bei Anleihe- und Schwellenländerfonds. Auch das Interesse an unseren neuen Alternative-Investments-Fonds ist groß. Mit unserem Partner K2 Advisors machen wir im Franklin K2 Alternative Strategies Fund schwankungsarme Hedgefonds-Strategien Privatanlegern zugänglich. Nur der Mischfonds-Bereich läuft noch nicht ganz in die von uns gewünschte Richtung.

Woran liegt es dann?

Stowasser: Jedenfalls nicht an Michael Hasenstab und seinem Global Bond Fund oder an den Schwellenländern. Manche dieser Märkte liefen ja nicht so gut. Nein, ausgerechnet bei einem Klassiker, dem Templeton Growth Fund, verzeichnen wir Abflüsse. Es gibt wohl einige Anleger, die nun den Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen nutzen. Und wenn aus einem so dominanten Produkt mit zusammen mehr als sieben Milliarden Euro Volumen Geld abfließt, kann das  die Zugewinne an anderer Stelle eben ausradieren. Mit Gewinnmitnahmewellen wie dieser, aber auch prozyklischem Verhalten der Anleger müssen wir leben. Insgesamt aber überwiegen die positiven Signale. Das Jahr wird gut enden.

Sie erwähnten Mischfonds – ist die große Hausse hier bald vorbei?

Stowasser: Ich persönlich glaube, dass der Scheitelpunkt dieses Trends überschritten ist. Aber ich glaube auch, dass einige Mischfonds, die neu hinzugekommen sind, überzeugen können und begehrt bleiben - vor allem jene Mischfonds, die dank gutem Risikomanagement große Marktturbulenzen gut überstehen. Genau solche Fonds werden wir künftig brauchen.

Wie wird denn der Fondsvertrieb in Zukunft aussehen?

Stowasser: Ich glaube, dass sich die Menschen immer mehr zu Selbstentscheidern entwickeln. Viele Verbraucher gehen nicht in einen Laden, um einen neuen Staubsauger zu kaufen. Nein, sie informieren sich im Internet, per Smartphone oder Tablet. Diese Entwicklung ist besonders bei der jungen Generation sehr weit fortgeschritten. Das wird irgendwann auch beim Fondsvertrieb so kommen. Finanzberater werden nicht mehr zwingend beim Kunden vor Ort sein und einen Fonds verkaufen. Wir müssen potentielle Anleger  daher auch über das Internet erreichen und darüber transparente vermögensverwaltende Produkte anbieten, die hohe Planbarkeit für individuelle Anlageziele zulassen. Einfach gesagt: Wir brauchen Produkte, die jeder versteht und die glücklich machen. 

Welche Trends erkennen Sie noch?

Stowasser: Es wäre vermessen zu behaupten, ich wüsste genau was die Zukunft bringt. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Asset-Management-Branche schon in wenigen Jahren sehr viel rationalisierter funktioniert.

Wie meinen Sie das?

Stowasser: Ich kann mir vorstellen, dass die großen Vertriebsbanken nur noch Produkte unter eigenem Namen verkaufen. Die Fonds kommen dabei aber nicht unbedingt aus dem eigenen Haus. Die Asset Manager konzentrieren sich wiederum auf die Anlagebereiche, die sie am besten können. Die Kunden kaufen dann etwa ein Produkt der Marke "Deutsche Bank" oder "UBS", verwaltet wird der Fonds dann aber von den besten Asset Managern der Kategorie. Das wäre jedenfalls eine konstruktive Entwicklung und dem Kunden würden die besten Produkte angeboten.

Werden wir ein Provisionsverbot bekommen?

Stowasser: Derzeit scheint die Idee weitgehend vom Tisch zu sein. Allerdings denke ich, dass sich die Regulierung in vielleicht fünf Jahren in diese Richtung entwickeln wird – mehr oder weniger strikt. (ert)