"Sieben Aktien, die demnächst durch die Decke gehen", "Die Euro-Lüge: So retten Sie Ihr Geld" oder "Insider verrät Geheimtipps: Mit diesen Papieren werden Sie reich!": Derart reißerisch beworbene Anlegerpostillen gibt es en masse. Bei vielen Beratern landen die marktschreierischen Machwerke dort, wo sie hingehören: im Spam-Ordner oder im guten alten Papiermüll.

Nun sorgt eine Neuerscheinung für Aufsehen in der Szene: Denn hinter dem "Privatinvestor"-Ableger "Zock-Aktie" (heißt tatsächlich so!) steht das Institut für Vermögensentwicklung (IFVE) – und damit kein Geringerer als Max Otte. Dass sich der populäre "Börsenprofessor" und Berater des nach ihm benannten Max Otte Vermögensbildungsfonds auf derart rutschiges Terrain begibt, überrascht – und wirft Fragen auf.

"Wir haben vor einiger Zeit eine Umfrage bei unseren Abonnenten gestartet, ob sie gelegentlich spekulativere Tipps haben wollen", erklärt Otte gegenüber FONDS professionell ONLINE die Entstehungsgeschichte des Newsletter-Neulings. Weil sich die überwiegende Mehrzahl dafür ausgesprochen habe, würden solche Titel seit einiger Zeit im "Privatinvestor" vorgestellt. Nun habe man sich probehalber dazu entschlossen, daraus eine regelmäßige Extra-Edition zu machen. Und die geht zum Start richtig in die Vollen.

Nur für Hartgesottene geeignet
Die Ankündigungen der "Zock-Aktie"-Erstausgabe lassen kaum einen Spruch aus, den man von anderen "1.000-Prozent-Pamphleten" kennt: So sei die von Max Otte entwickelte "Königsanalyse" geeignet, starke, aber deutlich unterbewertete Unternehmen auszumachen. Die seien beispielsweise "in aufgebauschte Skandale verstrickt" und würden deshalb von anderen Anlegern gemieden. Abgerundet wird das Ganze von der obligatorischen Liste aus früheren Tipps, deren Kurse – man ahnt es schon – seitdem massiv zugelegt haben.

Zwischendrin gibt es einen Warnhinweis, wenn auch in sehr viel kleinerer Schrift: "Wenn Sie bereit sind, Verluste auch längere Zeit auszusitzen oder Sie auch – wenn ein solcher Zock einmal nicht aufgehen sollte – einen Totalverlust verkraften können – ist  'Der Privatinvestor Zock-Aktie' genau das Richtige für Sie" – und die üppigen 19 Euro pro Ausgabe wohl gut angelegt.

Keine Sofortgewinne versprochen
"Wir erwarten nicht, dass diese Titel sofort abheben", entschärft Otte die Werbeaussagen. Seine Aktienscreenings förderten des Öfteren sehr billige Titel zutage, die gerade im Abseits stünden oder aus anderen Gründen unter die Räder gekommen seien. Dabei handele es sich nicht um Empfehlungen für die breite Masse, sondern eher um Aktien für Hartgesottene.

Unter Umständen bräuchten einige seiner "Zock"-Ideen Monate und vielleicht sogar Jahre, bis sie aufgehen. "Wer einen 'Zock' wagt, muss sich klar sein, dass er einen Totalverlust erleiden kann", schärft der Autor des 2006 veröffentlichten Bestsellers "Der Crash kommt" allzu undedarften Renditesuchern ein. Andererseits gelte aber eben auch, dann man mit Blue Chips wie Nestlé heutzutage bestenfalls sein Vermögen bewahren, aber keine Rendite mehr erzielen könne.

Strikte Trennung von Interessen gewahrt
Er sei sich seiner Verantwortung durchaus bewusst, meint der Ökonom auf die Frage von FONDS professionell ONLINE, ob Interessenkonflikte mit seiner Rolle als Portfoliomanager vorstellbar seien. "Wir haben uns das sehr wohl überlegt, verfügen aber über eine strenge Compliance, die unsere Fonds, den Verlag und die Mitarbeitergeschäfte ganzheitlich überprüft", so Otte.

Eine Gefahr, mit der Empfehlung marktenger Nebenwerte in die Grauzone allzu eigennütziger "Kurs-Pusher" zu geraten, vermag Otte nicht zu erkennen. "Ich komme lieber der Nachfrage unserer Leser nach, die etwas Salz oder sogar Pfeffer in ihre Suppe streuen wollen. Aber bitte nicht zu viel: Eine Mahlzeit nur aus Salz ist ungenießbar." (ps)