In Sachen Finanzbildung gibt es in Österreich weiterhin Luft nach oben, zumindest wenn es nach dem CEO der Wiener Börse Christoph Boschan geht. Die im Sommer veröffentlichten Ergebnisse des Pisa-Tests 2022 zu Financial Literacy, an dem sich 20 OECD-Länder beteiligten, bescheinigen den österreichischen Schülern zwar ein im Vergleich überdurchschnittliches Finanzwissen, gerade bei Kapitalmarkt- und Vorsorgethemen hinkt die Finanzkompetenz jedoch allgemein hinterher. Die Wiener Börse versucht dem mangelhaften Finanzwissen mit ihrem Bildungsangebot daher entgegenzuwirken und intensiviert die Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen.

"Die Platzierung beim Pisa-Test mag auf den ersten Blick erfreulich klingen, tatsächlich belegen wir international betrachtet nur den sechsten Platz in der Regionalliga. Im Detail zeigen die Ergebnisse, dass gerade bei den Themen Veranlagung und Kapitalmarkt noch einiges zu tun ist. Bei vielen Schülerinnen und Schülern herrscht große Unsicherheit bei Anlageprodukten wie Aktien, die aber für den Vermögensaufbau essenziell sind. Wichtiges Basiswissen etwa zur Diversifikation und/oder zum Zinseszins fehlt oft", ordnet Boschan die Studienergebnisse ein.

Denn das Kompetenzniveau ist international gesehen generell mäßig. Im Mittelwert erreicht kein teilnehmendes Land die zweithöchste von fünf Kompetenzstufen. Schüler dieser Kompetenzstufe können komplexere Finanzprodukte verstehen und erklären, langfristige finanzielle Entscheidungen unter Berücksichtigung der Gesamtkosten treffen sowie detaillierte Finanzdokumente interpretieren. Österreich befindet sich in der dritten Kompetenzstufe.

Aktienbarometer: Fehlendes Wissen hält Jugendliche von Vorsorge ab
Dabei existiert bei den Jugendlichen durchaus der Wunsch, ihr Wissen in diesem Bereich zu vertiefen, wie das Aktienbarometer 2024 – eine Studie von Aktienforum, Industriellenvereinigung und Wiener Börse – verdeutlicht. Demnach legt schon jeder fünfte Jugendliche beziehungsweise junge Erwachsene im Alter von 16 bis 19 Jahren Geld am Kapitalmarkt an, während etwa zwei Drittel dieser Altersgruppe ohne Wertpapiere Interesse am Investieren haben. Drei Viertel davon empfinden ihr Wissen über den Wertpapiermarkt aber als nicht ausreichend – und verzichten daher auf ein Investment. Zudem gibt es laut Pisa-Studie eine große sozioökonomische Kluft, wonach Schülerinnen und Schüler aus finanziell besser gestellten Familien über tendenziell mehr Finanzwissen verfügen.

"Unsere Forderung ist daher ganz klar: Finanzbildung muss breitflächig und für alle zugänglich in die Lehrpläne der Schulen", so Boschan. "Nach der Lehrplanreform mit mehr Wirtschafts- und Finanzbildung in der 5. bis 8. Schulstufe muss auch in der Sekundarstufe II mehr Finanzwissen vermittelt werden. Denn das fehlende Wissen heute kostet vielen Jugendlichen morgen Wohlstand und finanzielle Sicherheit." (gp)