Auf dem Weg zum Blockchain-basierten Fondsvertrieb ist ein nächster Schritt gemacht: Das Luxemburger Unternehmen Funds DLT schaltet seine Fondsvertriebsplattform live. Anfang Juli hat das Fintech, das Clearstream, der Credit Suisse, der Luxemburger Börse und Natixis gehört, dafür grünes Licht von den Regulatoren erhalten. Erster Asset Manager, der die Lösung für seinen Fondsvertrieb einsetzt, ist Azimut Investments, eine Luxemburger Einheit der Azimut-Gruppe mit global 75 Milliarden Euro an verwalteten Vermögen.

Vereinfacht gesagt, werden auf der Plattform Vermögensverwalter mit Kunden oder Vertrieb vernetzt. Dabei wird über einen automatisierten Prozess vom Antrag bis zur Ausführung und der Verwaltung eine deutlich raschere sowie kosteneffizientere Abwicklung als bisher erzielt. Durch den Einsatz der Blockchain-Technologie komme es zu einer "signifikanten Verbesserung" in allen operativen Prozessen, sagte Paolo Brignardello, Chief Commercial Officer von Funds DLT, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. Beziffern wollte er die mögliche Zeit- und Kostenersparnis nicht.

Keine manuellen Schritte
Insbesondere durch die automatisierte Datenanaufbereitung würden die Prozesse beschleunigt, heißt es. Bisher gebe es im Fondsvertrieb noch immer viele manuelle Einzelschritte. In der Blockchain-Infrastruktur könnten hingegen alle Daten nahezu in Echtzeit verarbeitet werden, von der individuellen Transaktions- bis hin zur Marktebene.

Es würde der gesamte Anlagelebenszyklus abgedeckt, beginnend mit der Kontoeröffnung und den Geldwäsche-Prüfungen. Alle Akteure in der Fondsvertriebskette können in dem System jederzeit die autorisierten Daten abrufen, die sie benötigen. Die Daten müssten dann nicht mehr eigens generiert und zeitverzögert an die nächste Stelle weitergeleitet werden. "Dies wird enorme Veränderungen und Vorteile für die Fondsvertriebslandschaft mit sich bringen", so Brignardello.

Asset Manager hätten durch die effiziente Abwicklung und die Datenverfügbarkeit etwa die Möglichkeit, leichter auf Bedürfnisse des Marktes reagieren. "Vermögensverwalter können jetzt eine stärkere Beziehung zum Endinvestor aufbauen", heißt es bei Funds DLT. Fondsanbieter könnten sich in Zukunft entweder öfter direkt mit Endanlegern verschränken, oder ihre technische Zusammenarbeit mit dem Vertrieb über die Blockchain-Anwendung forcieren, erläutert Brignardello. Konkrete mögliche Praxisanwendungen nennt er nicht.

Anwendungen für Kleinanleger
Insbesondere die Bedienung von Kleinanlegern ließe sich einfacher und kostengünstiger gestalten. "Privatanleger wurden von der Vermögensverwaltungsbranche lange Zeit unterversorgt und wir bieten eine neue Lösung, die den Anleger in den Mittelpunkt des Prozesses stellt", lässt sich Martin Dobbins, Vorsitzender des Board of Directors von Funds DLT, in einer Pressemitteilung zitieren.

Azimut nutzt der Mitteilung zufolge die Plattform im Detail für die Prozessautomatisierung und das vollständige Straight-Through-Processing (STP), womit eine Abwicklung ohne verzögernde Zwischenschritte gemeint ist. Der Fondsmanager profitiert zudem von einem Echtzeit-Barmittelabgleich. Durch die automatisierte Abwicklung würden neue digitale Vertriebskanäle eröffnet.

"Größeres Publikum"
Details dazu, über welche Endanwendungen sich Azimut mit den Anlegern verschränkt, waren nicht zu erfahren. Näheres werde im Winter bekannt gegeben. Die Plattform habe "großes Potenzial, Investmentfonds einem breiteren Publikum zu öffnen", sagte Azimut-Vorstandschef Giorgio Medda.

Funds DLT arbeitet technisch auf Basis einer Ethereum-Anwendung. Um nahtlose Übergänge zu bestehenden gängigen Anwendungen der Finanzbranche zu gewährleisten, ist die Lösung API-fähig und SWIFT-kompatibel. (eml)