Immer mehr Menschen wollen ihr Geld nachhaltig anlegen – allerdings nur solange sie dadurch keine finanziellen Einbußen erleiden. Eine Umfrage der Unternehmensberatung Bearing Point zeigt: Fast 70 Prozent der Deutschen sind nicht bereit, höhere Kontogebühren zu zahlen, damit ihre Bank nachhaltige Projekte stärker fördert. Fast die Hälfte der Befragten würde nicht die Bank wechseln, nur weil ein anderes Institut mehr ESG-Produkte in der Palette hat. Die Deutschen zeigten sich in der Umfrage besonders nachhaltigkeitsignorant. Schweizer und Österreicher sind deutlich offener für einen Wechsel zu einem nachhaltigen Kreditinstitut.

Bei gleichbleibenden Kosten interessieren sich Privatinvestoren durchaus für nachhaltige Anlageprodukte, geht aus der Umfrage hervor. Demnach würde knapp ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen zu einem Geldhaus mit großem ESG-Portfolio wechseln, wenn dort keine schlechteren Konditionen herrschen. Unter den 55-Jährigen sind es nur 17 Prozent. Jüngere Anleger zeigen nicht nur mehr Begeisterung für nachhaltiges Investieren als ältere, sondern finden auch Anreizsysteme für ein nachhaltiges Konsumverhalten interessanter – etwa Kreditkarten, mit denen man durch nachhaltiges Einkaufen Punkte sammeln und in Boni umwandeln kann.

Enormes Vertriebspotenzial
Generell fühlen sich Privatanleger über das Thema grüne Geldanlage immer noch nicht ausreichend informiert. Mehr als 60 Prozent der Befragten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gaben an, nicht zu wissen, ob ihre Hausbank überhaupt ESG-Produkte anbietet. Am größten ist das Informationsdefizit demnach in der Gruppe der Über-55-Jährigen. "Ausführliches Informationsmaterial zum Thema Nachhaltigkeit und die Bewerbung von grünen Finanzprodukten sind eine gute Investition in das Neukundengeschäft", urteilt Thomas Steiner, Leiter des Bereichs Banking und Kapitalmärkte bei BearingPoint. (fp)