Erste Fondsanbieter spielen mit dem Gedanken, wegen des Brexit-Votums Personal von London in andere europäische Städte zu verlagern. M&G, Columbia Threadneedle, Legg Mason, Fidelity International und T. Rowe Price hätten sich entsprechend geäußert, berichtet die "Financial Times" (FT). Allerdings hat noch kein Investmenthaus angekündigt, seine Zentrale zu verlagern.

Noch ist Großbritannien nach den USA das zweitgrößte Asset-Management-Zentrum der Welt. Britische Investmenthäuser beschäftigen der "FT" zufolge 35.000 Mitarbeiter, die Anlagen im Wert von 5,5 Billionen Pfund (6,5 Mrd. Euro) verwalten. Hinzu kommen 25.000 Angestellte von Dienstleistern, die an der Asset-Management-Industrie hängen.

Dominante Stellung gefährdet
Die Branche fürchtet nun – ebenso wie diverse Investmentbanken, die gleichfalls Rückzugspläne schmieden –  dass der bevorstehende EU-Austritt diese dominante Stellung gefährden könnte. Ein Risiko ist, dass britische Fonds künftig nicht mehr ohne weiteres in anderen EU-Ländern vertrieben werden können, so wie das heute noch der Fall ist.

"Bis zu 40 Prozent des von britischen Asset Managern verwalteten Vermögens stammen von ausländischen Investoren", sagt Alastair Sewell, Fondsexperte der Ratingagentur Fitch Ratings, der "FT". "Jeder spürbarer Rückgang der Nachfrage aus dem Ausland wird die Branche negativ treffen."

Dublin profitiert
Andere Fondsstandorte bringen sich bereits in Stellung, um mögliche "Brefugees" willkommen zu heißen. Der Luxemburger Branchenverband hat eine Arbeitsgruppe gebildet, die eruieren soll, wie britische Fondsanbieter ins Großherzogtum gelockt werden können. Der irische Verband hat versichert, global tätige Investmenthäuser dabei unterstützen zu wollen, ihr Geschäft voranzutreiben.

Fidelity International, seit 1973 in London vertreten, hat laut "FT" angekündigt, 100 Stellen nach Irland zu verlagern, wo bereits 65 Kollegen arbeiten. Allerdings hatte das Unternehmen diesen Schritt schon vor dem Brexit-Referendum geplant. Columbia Threadneedle teilte mit, einen Asset-Management-Standort außerhalb Großbritanniens aufzubauen, bevor das Land die EU verlässt.

M&G Investments hat der Zeitung zufolge begonnen, eine neue Fondspalette in Irland aufzulegen, um künftig europäische Kunden zu bedienen. In Dublin sollen Kopien der Original-Fonds entstehen. (bm/ps)