Die europäische Anlegerschutzvereinigung Better Finance hat die Namen von 80 Fondsgesellschaften genannt, deren Produkte sich einfach nur an ihrem Vergleichsindex entlanghangeln. Darunter sind so bekannte Häuser wie Schroders, Fidelity, J.P. Morgan Asset Management sowie Henderson oder Amundi. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times". Demnach weichen die betroffenen Fondsmanager kaum von ihrem jeweiligen Barometer ab, kassieren aber die hohen Gebühren eines aktiven Produkts. Investoren wären also mit einem günstigen Indexfonds besser gefahren.

Die Anlegerschützer von Better Finance nahmen sich für ihre Auswertung eine Untersuchung der europäischen Finanzaufsicht Esma zum Vorbild. Diese hatte 2016 diverse Fonds darauf überprüft, inwieweit sie von ihrem Vergleichsbarometer abweichen. Demnach geriet rund ein Sechstel der angebotenen Produkte unter "Indexschmuser-Verdacht". Die Esma wollte aber werde die Namen der Produkte noch deren Anbieter nennen.

Milliardenportfolios, die am Index kleben
Dies spornte die Experten von Better Finance dazu an, die Esma-Prüfung nachzubauen. Sie untersuchten 1.013 in Europa vertriebene Aktienfonds für die Jahre von 2009 bis 2014. Die Anlegerschützer identifizierten 165 mögliche Indexschmuser, ­ also ungefähr genauso viele wie die Esma. Darunter sind milliardenschwere Fonds führender Asset-Management-Häuser.

Die Untersuchungen stufen Fondsmanager dann als nur vorgeblich aktiv ein, wenn die Abweichung zum Vergleichsbarometer (Tracking Error) geringer als vier Prozent ist und wenn der Active Share kleiner als 60 Prozent ist. Die Kennzahl Active Share misst die Aktivität eines Fonds, indem sie das gewichtete Portfolio mit dem Referenzindex abgleicht. Der Tracking Error misst hingegen die Abweichung der Renditen von Fonds und Index. Die Kombination beider Kennzahlen soll ein möglichst aussagefähiges Bild liefern.

Zu enge Sichtweise?
Das bezweifeln die betroffenen Gesellschaften. So wies ein Fidelity-Sprecher der "Finanical Times" gegenüber darauf hin, dass neben Active Share und Tracking Error noch weitere Aspekte beachtet werden sollten. Dazu zählten die Erfahrung des Fondsmanagers, ob seine Vergütung an den Erfolg geknüpft ist sowie seinen Zugang zu Research. Außerdem seien in der untersuchten Spanne nach der Finanzkrise Anleger generell deutlich risikoscheuer gewesen. Dementsprechend hätten die Manager riskantere Wetten, beispielsweise in Nebenwerte, zurückgefahren.

Schroders wiederum zweifelte gegenüber der Zeitung die Daten der Untersuchung an. Zwei in der Liste genannte Schwellenländer-Produkte des Hauses hätten in dem Zeitraum ein Active Share von 61,6 Prozent gehabt und nicht von 58,5 Prozent, wie in der Untersuchung von Better Finance ausgewiesen. Ein Sprecher von J.P. Morgan AM verwies darauf, dass die betroffenen Portfolios den Anlegern hohe Renditen im Vergleich zu den eingegangenen Risiken geliefert hätten. Amundi und Henderson wollten sich der "FT" gegenüber nicht äußern. (ert)