Die Diskrepanz zwischen den Dividendenrenditen und den Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen ist für europäische Unternehmen im historischen Vergleich selten so groß gewesen wie heute. Das geht aus einer aktuellen Studie der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors hervor. Danach liegt in Europa die durchschnittliche Rendite von Dividenden aktuell bei 3,2 Prozent, und damit über der Rendite von Staats- und Unternehmensanleihen, die unverändert auf historischen Tiefstständen notieren. "Anleger, die auf Dividendentitel setzen, können von hohen Dividendenrenditen und historisch niedrigen Kursvolatilitäten bei gleichzeitigem Inflationsschutz profitieren", sagt Martin Bruckner, Vorstandsmitglied der Allianz Investmentbank und CIO der Allianz Gruppe in Österreich.

Europäische Unternehmen sind der Studie zufolge besonders ausschüttungsfreudig: Über den gesamten untersuchten Zeitraum hinweg war die annualisierte Gesamtrendite der Aktienanlage für Europa zu etwa 42 Prozent durch den Performance-Beitrag der Dividenden bestimmt, gegenüber rund 33 Prozent in Nordamerika und der Pazifik-Region. Auch die aktuellen durchschnittlichen Dividendenrenditen liegen in Europa mit 3,2 Prozent über dem Niveau der anderen Regionen. Der Performance-Beitrag von Dividenden des Aktienindex MSCI Europa war über rollierende Fünfjahreszeiträume seit 1973 stets positiv. Dadurch konnten Kursverluste zum Teil kompensiert werden. Auch aktuell zeigen sich europäische Unternehmen besonders ausschüttungsstark. Im Februar wiesen rund sechzig der Unternehmen im MSCI Europa eine Dividendenrendite von über vier Prozent auf.

Anleger sollten nicht nur auf Ausschüttungen achten
Beim Blick auf die Ausschüttungsquoten in Europa fällt das Verhältnis von ausbezahlter Dividende zum Gewinn je Aktie mit etwa 55 Prozent im historischen Vergleich moderat aus. "Der Spielraum für weitere Dividendenerhöhungen bleibt somit unverändert gegeben", urteilt Studienautor Dennis Nacken. Weil Dividendenkürzungen oder Ausfälle vom Markt negativ bewertet würden, seien die Konzerne bestrebt, kontinuierliche Zahlungen zu gewährleisten. In der Praxis waren Dividendenzahlungen deutlich geringeren Schwankungen unterworfen als die Unternehmensgewinne. Anleger sollten aber nicht ausschließlich auf die Ausschüttung achten, warnt Nacken: "Vielmehr sollte vor allem das Geschäftsmodell nachhaltige Erträge erwarten lassen. Faktoren wie Marktanteile, Eintrittsbarrieren für Wettbewerber oder Preissetzungsmacht spielen dabei eine wichtige Rolle." (mb)