Die Fondsratinggesellschaft Morningstar hat die mehrere Anlageklassen hinweg die Gesamtkostenbelastung von aktiven und von passiven Fonds gemessen und verglichen. Dabei stützen sich die Analysten auf die selbstentwickelte neue Kennzahl "Representative Cost", die das Haus jüngst vorgestellt hat. Diese umfasst nahezu alle Gebührenposten, die bei der Anlage in Fonds anfallen – inklusive Erfolgsprämien und Transaktionskosten. Die neue Kennzahl ermöglicht erstmals einen wirklich vollständigen Blick auf die Entgelte und Ausgaben, die ein Fondsanleger zu stemmen hat. Insgesamt 20 Dickschiffe hatte die Ratinggesellschaft bereits einem Kosten-Check unterzogen.

Die Analysten beleuchten nun für das europäische Fondssortiment die Gesamtkosten in den Bereichen Aktien und Anleihen sowie bei Misch- und alternativen Fonds. So beträgt die Management-Fee bei in Europa aufgelegten Aktienfonds im Schnitt 1,32 Prozent. Durch Handelskosten in Höhe von 0,35 sowie Erfolgsprämien in Höhe von 0,17 Prozent klettert die Kostenbelastung unter dem Strich aber auf 1,9 Prozent. Bei Indexfonds steht hingegen eine Management-Gebühr von durchschnittlich 0,35 Prozent, die Representative Cost beziffert sich nur auf 0,42 Prozent.

Stattliche Aufschläge
"Das zeigt, dass mit Blick auf die Kosten Investoren in aktiv verwalteten Aktienfonds gleich dreifach im Nachteil sind", folgert Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah. "Die Management Fee von aktiv verwalteten Aktienfonds ist fast viermal höher als die von Indexfonds, die Handelskosten sind rund fünfmal höher, und Aktien-Indexfonds berechnen keine Performance Fee." Ein ähnliches Bild ergebe sich bei Rentenfonds, führt Masarwah weiter aus. "Die laufenden Gebühren sind bei aktiv verwalteten Rentenfonds gut viermal so hoch wie bei passiven."

Auch bei Mischfonds klafft eine riesige Spanne zwischen der Management Fee von 1,13 Prozent und der alles zusammenfassenden Representative Cost von 1,83 Prozent. "Ein Aufschlag von deutlich mehr als 50 Prozent", kommentiert der Experte. "Das liegt vor allem an den Handelskosten und an den Performance Fees." Bei der passiven Konkurrenz stehen im Mixed-Bereich unter dem Strich nur 0,53 Prozent an Gebühren. Allerdings ist das Angebot mit gerade mal 34 Index-Mischfonds im europäischen Markt gering.

Ebenso steigern sich bei alternativen Fonds die eigentlich recht moderaten Management-Gebühren von 1,02 auf stattliche 2,21 Prozent. Hier schlagen sowohl hohe Handelskosten mit 0,52 Prozent als auch hohe Erfolgsgebühren mit 0,38 Prozent ins Kontor. In diesem Feld gelangten keine passiven Produkte in die Auswertung.

Auf jeden Cent achten
Die Analysten betrachen dabei rund 35.000 Anteilsklassen von national- wie europaweit vertriebenen Fonds. Zudem verweisen sie auf die Ungenauigkeiten und Widersprüche bei der Berechnung der Transaktionskosten. Diese können gemäß der aktuellen Regulierung sogar negativ ausfallen. "Das ist natürlich Unfug – kein Fonds wird einen Gewinn dadurch erzielen, dass er handelt, was notwendigerweise Kosten produziert", hält Masarwah fest. Die Morningstar-Experten berücksichtigen daher keine Handelskosten mit negativem Vorzeichen oder dem Wert null.

Aus den Ergebnissen ziehen die Analysten den Schluss, dass Berater und Investoren genau die Gesamtkostenbelastung im Blick haben sollten. Dies könne für Erfolg oder Misserfolg einer Geldanlage entscheidend sein. "Für die Anlegerrendite gilt es, jeden Gebühren-Basispunkt einzusparen, der eingespart werden kann", argumentiert Masarwah. (ert)