US-Aktien seien zwar vergleichsweise hoch bewertet, wiesen im historischen Vergleich aber immer noch ein moderates durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf, sagt Kurt Feuerman, Fondsmanager bei ACM Bernstein. "Unserer Ansicht nach wird dem mächtigen US-Bullenmarkt die Kraft noch nicht ausgehen, wenn wie erwartet die Zinssätze allmählich steigen und das Wirtschaftswachstum in Schwung kommt", sagt er. Auch nach fünf aufeinanderfolgenden Jahren mit teils kräftigen Kursgewinnen seien Aktien im Vergleich zu Renten immer noch günstiger zu haben als im historischen Durchschnitt – selbst wenn man etwas höhere Zinssätze einrechne. Der Fondsmanager rechnet damit, dass die Aktienmärkte Zuflüsse verzeichnen werden. "Viele Unternehmen kaufen außerdem in großem Stil eigene Aktien zurück und heizen so die Nachfrage weiter an."

Die Nettovermögen der US-Haushalte und die freien Cashflows befänden sich auf Rekordhöhe. Die Verschuldung der Verbraucher halte sich in Grenzen, und die Kosten der Schuldenbedienung seien sehr niedrig. Das Bankensystem profitiere derzeit von moderaten Kreditkosten und verfüge über reichlich überschüssiges Kapital. Eine Konjunkturbelebung sei für eine positive Entwicklung am Aktienmarkt nicht zwingend notwendig. "Wir sehen aber tatsächlich eine solche Beschleunigung – und die könnte dem Aktienmarkt weiter Auftrieb geben", so Feuerman. Die Börsenturbulenzen zu Beginn dieses Jahres seien von der Besorgnis über die Fundamentaldaten der Schwellenländer und etwas schwächere Wirtschaftsdaten aus den USA ausgelöst worden. "Unserer Meinung nach mindern mögliche Probleme in den Schwellenländern nicht die Attraktivität von US-Aktien, und wir glauben nicht, dass der Trend in den USA auf eine Wachstumsverlangsamung hinweist."

Immobiliensektor treibt das Wachstum
Der zunehmende Konsum und der sich erholende Immobiliensektor dürften zu den Triebfedern eines stärkeren Wachstums gehören. Das deute auf Anlagechancen bei konjunktursensitiven Bereichen hin, insbesondere im Finanz- oder Industriesektor sowie dem Sektor für langlebige Konsumgüter. In eher defensiven Bereichen wie dem Versorgungssektor und dem Sektor für Güter des täglichen Bedarfs zeigt sich der Fondsanbieter vorsichtiger. "Natürlich gibt es bestimmte Faktoren, die eine vorsichtigere Haltung zu Aktien nahelegen würden", sagt Feuerman. "Zum Beispiel könnte der Inflationsdruck zunehmen, auch wenn wir damit in der näheren Zukunft nicht rechnen."

Des Weiteren scheine sich die Situation des US-Bundeshaushalts in den nächsten Jahren zwar zu verbessern, aber der Schuldenberg bewege sich immer noch auf 18 Billionen US-Dollar zu, und langfristige strukturelle Probleme seien bislang ungelöst. Außerdem könnten die Zinsen schneller als erwartet steigen und so Schwung aus dem Aktienmarkt nehmen. "Aber auch wenn man diese potenziellen Risiken ohne Frage im Auge behalten sollte, geht unsere Gesamteinschätzung dahin, dass sich der Bullenmarkt noch eine ganze Weile fortsetzen könnte." (mb)