Der britische Fondsanbieter Aberdeen hat ein weiteres Jahr mit Rekordabflüssen erlitten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende September) zogen Anleger 33,9 Milliarden britische Pfund ab. Im Vorjahr hatte sich der Nettomittelabfluss auf 20,4 Milliarden Pfund beziffert. Zum Jahresende verwaltete das schottisch-englische Haus ein Vermögen von 283,7 Milliarden Pfund. Ein Jahr zuvor waren es noch 324,4 Milliarden Pfund.

"Die zyklische Korrektur in Asien und den Schwellenländern trübte die Stimmung der Anleger und führte wie erwartet zu weiteren Abflüssen in unserem Aktiengeschäft", sagte Martin Gilbert, Vorstandschef von Aberdeen. Die derzeitige Schwäche werde zwar noch eine Weile anhalten, doch langfristig seien die aufstrebenden Volkswirtschaften mit ihren hohen Wachstumsraten für Investoren wieder attraktiv.

Abflüsse aus allen Bereichen
Der Mittelschwund bei Aberdeen hatte sich mit dem Kurseinbruch in China deutlich verschärft. In den drei Monaten per Ende September stehen Mittelabflüsse von 12,7 Milliarden Pfund zu Buche. Davon entfielen allein 7,9 Milliarden auf Aberdeens Aktiengeschäft. Doch auch die anderen Bereiche Anleihen, Immobilien und Investmentlösungen, der alternative Strategien wie Mischfonds oder Private Equity sowie Hedgefonds umfasst, verloren über das ganze Geschäftsjahr hinweg Anleger.

Gilbert hatte den Bereich Investmentlösungen mit der Übernahme von Scottish Widows Investment Partnership im Jahr 2014 aufgebaut. Dieser sollte dem stark vom Geschäft in Asien abhängigen Fondshaus eine breitere Basis verleihen. Der Aberdeen-Mitgründer Gilbert konnte allerdings letztmals 2010 über ein Gesamtjahr hinweg neues Anlegergeld anlocken.

Leichtes Plus beim Gewinn
Trotz der enormen Abflüsse konnte Aberdeen Umsatz und Gewinn gegenüber dem Vorjahr leicht steigern. Der Umsatz kletterte um fünf Prozent auf 1,2 Milliarden Pfund. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 309 Millionen Pfund. Im Vorjahr waren es 307 Millionen. "Diese soliden Ergebnisse zeigen zum Teil schon die Arbeit, die wir erledigt haben, um das Geschäft zu diversifizieren und eine starke Bilanz aufzubauen", sagte Gilbert. Der Vorstandschef hatte zudem bereits Stellenstreichungen in dem Haus angekündigt. Details dazu sollen noch bekanntgegeben werden. (ert)


Wie Aberdeen-Mitgründer Martin Gilbert das Haus wieder auf Kurs bringen will, lesen Sie im aktuellen Heft 04/2015 von FONDS professionell und im E-Magazin.