Nur wenige High-Yield-Anleger haben den jüngsten Preissturz im Energiesektor unbeschadet überstanden. Wer sich auf breit aufgestellte börsengehandelte Fonds (ETFs) konzentriert hatte, erlitt jedoch die schlimmsten Verluste. Das ist kein Zufall, sagt Gershon Distenfeld, Leiter des Bereichs High Yield Debt beim Fondsanbieter AB. High-Yield-ETFs bilden einen Index nach. "Im Hochzinssektor geht dies mit einem erheblichen Engagement im Energiesektor einher", erklärt Distenfeld. Energieunternehmen seien in den vergangenen Jahren fleißig an die Kreditmärkte gegangen, um Innovationen und die Erschließung von Schiefergas in den USA und Kanada zu finanzieren. Hochzinsanleihen aus dem Energiesektor machten deshalb zuletzt rund 15 Prozent des Barclays High Yield-Index aus – mehr als jeder anderer Sektor.

Als im vergangenen Jahr die Energiepreise einbrachen, wurden High-Yield-ETFs wegen ihres hohen Engagements in Schuldtiteln von Energieunternehmen in Mitleidenschaft gezogen. "Aktive Manager konnten reagieren, indem sie ihre Bestände im Energiesektor reduzierten, denn sie waren nicht an den Index gebunden. ETF-Anleger konnten sich indes den Verlusten nur entziehen, indem sie sich von ihrer Anlage vollkommen trennten", so der AB-Experte. Ähnliches habe sich im Jahr 2002 mit Telekommunikationsunternehmen ereignet. Damals waren ETFs allerdings noch nicht so stark verbreitet wie heute. Aktive Fonds böten in einem turbulenten Marktumfeld größeren Schutz, so Distenfeld.

Qualität statt Quantität
Bei Hochzinsanleihen gehe es nicht nur um die Quantität der Anlage, betont der Rentenexperte. "Welche Anleihen gehalten werden, ist ebenfalls wichtig, vor allem in Zeiten hoher Volatilität." So seien etwa Energieanleihen, die von Unternehmen im Explorations- und Produktionssektor begeben werden, niedrigeren Ölpreisen stärker ausgesetzt als andere Titel. High-Yield-ETFs wurden auch deshalb beliebt, weil sie einen besonders günstigen Zugang zum Markt bieten. Allerdings gelte es bei den Produkten nicht nur die Verwaltungsgebühren zu berücksichtigen, sondern auch die Transaktionskosten, so Distenfeld – und diese könnten schnell steigen: "Bei steigender Volatilität weitet sich in der Regel die Differenz zwischen dem Preis, den Käufer zu zahlen und Verkäufer zu akzeptieren bereit sind, aus, und die damit zusammenhängenden Kosten können die Renditen mindern."

Ein häufiger Handel in ETF könne außerdem dazu führen, dass die Anteile der Fonds zu einem Auf- oder Abschlag gegenüber dem berechneten Nettoinventarwert gehandelt werden. "Sehen sich also Anleger gezwungen, zu ungünstigen Zeitpunkten zu kaufen oder verkaufen, kann dies ebenfalls zu erhöhten Kosten und niedrigeren Renditen führen", sagt der Anleihespezialist. Die Transaktionen nehmen in schwierigen Marktperioden in der Regel zu. Gewöhnlich machen ETF rund 15 Prozent des Handelsvolumens auf Anteilsbasis aus. Während des Abverkaufs im vergangenen Oktober stieg dieser Anteil jedoch auf 23 Prozent, im Jahr 2008 sogar auf 34 Prozent. (fp)