In der Welt der Finanzen kann Unkenntnis dazu führen, dass man leichtgläubig Entscheidungen trifft. Ohne das notwendige Wissen können finanzielle Fehltritte rasch passieren. Ein klassisches Szenario ist, dass unerfahrene Anleger ihr Geld auf dem Sparbuch belassen, wodurch es durch Inflation an Wert verliert. Andererseits kann der gleiche Laie leicht von einem inkompetenten Berater in riskante Investitionen gelockt werden, die sein Erspartes zunichtemachen. Der Schlüssel zur Vermeidung solcher Fehler ist eine solide finanzielle Ausbildung von Anfang an.

Aufholbedarf in puncto Finanzbildung 
Eltern konnten bisher nicht auf Schulen zählen, wenn es um die Vermittlung von Finanzwissen ging. In Österreich existiert kein eigenständiges Fach, das praktische Aspekte des Geldverdienens und Sparens lehrt. Das zeigt sich auch im Yep-Jugendbericht von 2021: 50 Prozent der österreichischen Schüler fühlen sich in Bezug auf Finanzen für ihre Zukunft unvorbereitet. Es ist daher nicht überraschend, dass Untersuchungen wiederholt Bildungslücken aufzeigen. 

Diese Lücken spiegeln sich in alarmierenden Statistiken wider: Laut Finanzministerium ist ein Viertel der insolventen Personen in Österreich unter 30 Jahre alt. Viele dieser jungen Menschen beginnen ihre finanzielle Laufbahn bereits vor dem 18. Geburtstag mit Schulden, sei es für Mobiltelefone, Wohnungen oder Einkaufstouren. Die durchschnittlichen Schulden betragen etwa 28.000 Euro. "Das lässt leider darauf schließen, dass die betroffenen Erwachsenen während ihrer Kindheit nur wenig im Umgang mit Geld gelernt haben", so Claudia Figl, Vorstandsvorsitzende des Österreichischen Verbandes Financial Planners.

60 Finanzbildungs-Coaches österreichweit einsatzbereit
Insgesamt 60 Experten des Verbandes, die alle über erstklassige Zertifizierungen verfügen, wollen nach der pandemiebedingten Pause nun wieder Kinder und Jugendliche altersgerecht an Geld-Themen heranführen und sind ab sofort in allen Bundesländern einsatzbereit. Einen eindeutigen Mehrwert sieht Figl in der persönlichen Wissensvermittlung: "In Zeiten, in denen online binnen weniger Minuten ein bankfähiger Haushaltsplan erstellt oder ein Robo Advisor befragt werden kann, ist gute persönliche Beratung selten geworden. Allerdings setzt auch die Nutzung solcher Angebote Grundwissen voraus, sonst ist die Vielzahl an Lösungsmöglichkeiten im Netz überfordernd."

Bundesministerium und Institut für Wirtschaftspädagogik der WU Wien mit an Bord
Um auch den pädagogischen Aspekt nicht außer Acht zu lassen, werden die frisch gebackenen Finanzbildungs-Coaches in Didaktik-Workshops auf ihre Aufgabe vorbereitet. Der Kooperationspartner hierzu ist das Institut für Wirtschaftspädagogik der WU Wien. Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Bettina Fuhrmann wurden ein pädagogisches Konzept sowie dazugehörige altersgerechte Arbeitsmaterialien erarbeitet. Diese richten sich an alle Schulen der Sekundarstufe I und II. Den Jugendlichen wird beispielsweise anschaulich erklärt, was Inflation bedeutet, oder es werden ihnen die verschiedenen Möglichkeiten von Geld-Anlagen und Versicherungen nahegebracht.

"Wir bieten unsere Services allen Schulen und Lehrkräften unentgeltlich an. Senden Sie uns dazu gerne ein Mail mit dem Betreff 'Finanzbildung' an unsere Mail-Adresse office@afp.or.at. Dieses Projekt zielt darauf ab, eine unabhängige Finanzbildung fest im Schulsystem zu etablieren und wir freuen uns auf zahlreiche Anfragen", sagt Figl abschließend. (mb)