Umweltbewusst wirtschaften sollte in der Theorie auch positiv fürs Geschäft sein. Das gilt insbesondere für den Finanzsektor: Eine Kreditvergabe an "klimafitte" Unternehmen könnte etwa für Banken von Vorteil sein, weil die Rückzahlung weniger durch Klimarisiken bedroht ist. In der Praxis sehen die Banken jedoch diese positiven Aspekte bisher kaum. Im Gegenteil. 

Nur ein Viertel der europäischen Finanzinstitute erkennt einen positiven Einfluss von ESG (ökologisch, sozial, Unternehmensführung) auf die GuV (Gewinn- und Verlustrechnung). 28 Prozent sehen hingegen negative Aspekte für den eigenen Profit. Das ergibt eine Befragung durch den Liechtensteinischen Bankenverband gemeinsam mit der ZEB Unternehmensberatung unter 36 europäischen Finanzinstituten (Grafiken finden Sie oben).

Wenig Euphorie
Der Rest der Befragten ist ebenfalls nicht besonders euphorisch, was ESG betrifft: 14 Prozent gehen von einem neutralen Effekt aus. Und rund ein Drittel kann die Situation gar nicht beurteilen. Schwer tun sich laut der Umfrage vor allem Großbanken. Hier sehen 40 Prozent negative Auswirkungen.

Die Umfrage zeigt, dass die Banken selbst oft keine aussagekräftigen Nachhaltigkeitsziele verfolgen. So haben 26 Prozent für den eigenen Betrieb keine Reduktion von Treibhausgasen (THG) auf Netto-Null definiert. Für das Kreditportfolio haben sogar 44 Prozent kein Netto-Null-Ziel.

Ein Grund dafür liege vor allem in der mangelnden Verfügbarkeit von ESG-Daten, heißt es bei ZEB. 75 Prozent der Institute sehen hier eine Herausforderung.

Die ZEB-Analysten empfehlen den Instituten, ihre ESG-Datenkompetenz zu stärken. "Eine ausreichende ESG-Reife wird für Europas Banken bald genauso wichtig sein wie ein gutes Wifi in einem Hotel – kein USP, aber eine unbedingte Grundvoraussetzung, um im Wettbewerb bestehen zu können", heißt es in der Studie. (eml)