Rund zehn Jahre nach Eskalation der Finanzkrise zeigen sich Mitarbeiter in Finanzinstituten beunruhigend sorglos. Das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC unter hundert Entscheidern aus der deutschen Bankenbranche hervor. Nur knapp die Hälfte der Befragten sieht demnach ein "deutliches Umdenken" im Umgang mit Risiken. Rund 30 Prozent gaben dagegen an, ein Wandel in der Risikokultur sei "kaum zu erkennen". 15 Prozent erklärten sogar, dass sich seit der Krise überhaupt nichts geändert habe.

Die Anreizsysteme der Banken spielen offenbar eine wichtige Rolle für die branchenweite Gefahrenblindheit. So betrachten 51 Prozent der befragten Manager die aktuellen Bonusmodelle als "potenzielle Treiber für das Eingehen höherer Risiken". Satte 73 Prozent stimmten der Aussage zu, dass ambitionierte Zielvorgaben Mitarbeiter generell dazu verleiten können, höhere Wagnisse billigend in Kauf zu nehmen.

Aufseher sollen empfehlen statt befehlen
Der Umfrage zufolge hat bisher nur jede vierte Bank in Deutschland einen formellen Wertekanon formuliert. Und: In gerade einmal 54 Prozent der Fälle gibt es nach Einschätzung der Befragten eine "hohe Übereinstimmung" zwischen dem Wertekanon und der gelebten Praxis. Ein verbindliches Rahmenwerk zur Risikokultur hat nur knapp jede dritte Bank. Bei einem weiteren Drittel gibt es entsprechende Pläne, beim übrigen Drittel nicht einmal das.

Die zunehmende Regulierung wird von Bank-Managern nicht nur kritisch gesehen. So stimmten 86 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass "ein stärkerer Einfluss durch Regulierung und Aufsicht hilft, die Risikokultur im Finanzsektor zu verbessern". Wie dieser Einfluss aussehen sollte, ist allerdings umstritten. Viele Manager wünschen sich Prinzipien und Empfehlungen zur Risikokultur statt verbindliche Regeln. (fp)