Der neue Vorsitzende der DWS-Geschäftsführung, Asoka Wöhrmann, plant weitere Umbauten in der Führungsstruktur der Fondsgesellschaft. "Es gibt immer noch eine Reihe von Überschneidungen in unserer Struktur. Das können wir uns nicht mehr leisten", stellt Wöhrmann im Interview mit FONDS professionell klar. "Wir sind ein börsennotiertes Unternehmen und den Anteilseignern gegenüber verantwortlich. Die Maßstäbe, die wir an die Unternehmen anlegen, in die wir Milliarden investieren, müssen wir auch an uns selbst anlegen lassen."

Bereits wenige Tage nach seinem Amtsantritt im Oktober 2018 hatte Wöhrmann mehrere Führungskräfte ausgetauscht. Jon Eilbeck und Thorsten Michalik verließen das Haus. "Von den Kompetenzen her war die Geschäftsführung nicht so diversifiziert und klar aufgestellt, wie ich mir das gewünscht hätte", erläutert Wöhrmann seinen Schritt.

Weitere Umbesetzungen geplant
Auch in den darunterliegenden Führungsebenen sowie im Vertriebsbereich tauschte der neue Chef Köpfe aus. "Wir werden dies noch verfeinern", kündigt Wöhrmann an. Wenn die Ebene der Führungskräfte effizienter aufgestellt sei, dann arbeite das Haus auch kostengünstiger. "Dann muss aber Ruhe herrschen. Wir können nicht jede Woche das Personalkarussell erneut in Gang setzen." Stabilität sei für einen Asset Manager sehr wichtig.

Im Zuge der Sondierungen über eine Fusion zwischen Commerzbank und Deutscher Bank waren in diversen Medien Spekulationen über einen möglichen Verkauf der DWS aufgekommen. Darüber solle der Deal mitfinanziert werden, hieß es. So war die Allianz als mögliche Interessentin gehandelt worden. Zuletzt schloss die ETF-Chefin von Amundi, Valerie Baudson, in einem Interview mit dem "Handelsblatt" nicht gänzlich aus, dass der französische Riese eine Übernahme der Deutschen-Bank-Tochter in Erwägung ziehen könnte. Zumindest der DWS-Aktie bescherten die Gedankenspiele zuletzt kräftige Kursgewinne.

Das Papier war im Zuge der Börsenturbulenzen sowie der erheblichen Mittelabflüsse ins Straucheln geraten. Im Jahr 2018 hatten Anleger rund 22 Milliarden Euro von der DWS abgezogen. Wöhrmann sieht die Phase der enormen Mittelabflüsse jedoch als überwunden an. "Die Richtung hat sich wirklich gedreht", sagt der DWS-Lenker im Interview mit FONDS professionell. "Ich wollte, dass wir im ersten Quartal 2019 einen Turnaround schaffen, da sind wir auf einem vielversprechenden Weg."


Wie Asoka Wöhrmann den Vertrieb bei der DWS ankurbeln will und auf welche Partner er dabei setzt, lesen Sie im vollständigen Interview in der neuen Heftausgabe 1/2019 von FONDS professionell, das dieser Tage erscheint, oder hier im E-Magazin.


"Aber einige Fonds haben die Delle überwunden und entwickeln sich auch im ersten Quartal 2019 sehr positiv", sagt der neue Firmenchef. "Das sorgt für Zufriedenheit bei den Anlegern." Seit Jahresbeginn seien wieder Mittelzuflüsse zu beobachten gewesen, so Wöhrmann. "Ich würde sagen, wir haben als Gesamthaus einen guten Jahresstart hinbekommen."

Aufbruchstimmung verflogen
Wöhrmann war im Oktober 2018 von der Privatkundensparte der Deutschen Bank zurück zur DWS gewechselt. Er war viele Jahre Chefstratege des Asset-Management-Arms der größten deutschen Bank. "Was ich vorgefunden habe, war genau dasselbe Schmuckstück, das ich drei Jahre zuvor verlassen hatte", berichtet der neue Vorsitzende der Geschäftsführung. Er ersetzte Nicolas Moreau, der die Fondsgesellschaft aufs Frankfurter Parkett gebracht hatte. "Der Börsengang Anfang 2018 hatte zunächst für Aufbruchstimmung gesorgt, die später allerdings wieder abflaute, weil die Erwartungen viel zu hoch gewesen waren."

In einem Punkt sieht Wöhrmann sein Haus aber noch nicht auf Kurs: bei den Kosten: "Die DWS hat eine Cost-Income-Ratio von über 70 Prozent, das ist nicht akzeptabel. Mittelfristig soll sie in den 60er-Bereich sinken", fordert der Unternehmenslenker. Er werde Überschneidungen abbauen und die Produktpalette noch einmal darauf hin prüfen, was sinnvoll und nachgefragt sei – und was nicht. "Die DWS ist ein Juwel, das wir wieder schleifen und polieren werden", formuliert es Wöhrmann.

Portfoliomanager statt Führungskräfte
Große Einschnitte bei der Belegschaft plant Wöhrmann keine. "Ich bin sicher nicht dafür bekannt, Restrukturierungen aus dem Ärmel zu schütteln. Als Asset Manager bin ich eher langfristig orientiert." Bei der Privatkundenbank habe er zwar gelernt, Strategien zu entwerfen und diese auch konsequent umzusetzen. "Ich greife jedoch nicht in dieselbe Schatulle wie viele andere und entlasse hunderte Mitarbeiter. Das ist nicht mein Ansinnen."

Stattdessen plant er, im Portfoliomanagement neue Mitarbeiter anzuwerben, insbesondere Nachwuchskräfte. "Es werden nie genug Talente zu unserer Organisation zählen. Denn Talente sind das, was langfristig über den Erfolg eines Unternehmens entscheidet."

Mehr Kaldemorgens, Albrechts und Schüsslers
Kurz vor Wöhrmanns Rückkehr hatte Starmanager Tim Albrecht angekündigt, seinem Kollegen Henning Gebhardt zur Privatbank Berenberg zu folgen. Nach einem 20-minütigen Telefonat konnte Wöhrmann Albrecht aber umstimmen. "Tim Albrecht hat weder nach mehr Geld noch nach einer hervorgehobeneren Position gefragt. Das ist etwas, was diesen Menschen ausmacht", erinnert sich Wöhrmann. "Es war kein Kunststück von mir, ihn zu überzeugen. Er bedauerte es vielmehr, die Kollegen auf der anderen Seite enttäuschen zu müssen. Da zeigte er wahre Größe."

Auf die Frage, ob auch Henning Gebhardt möglicherweise eines Tages zur DWS zurückkehren werde, antwortete Wöhrmann lachend: "Ich würde in meinem Leben nie etwas ausschließen." Unabhängig von der Frage sei aber klar: "Wir werden viele gute Fondsmanager zurückgewinnen und neue zur DWS holen. Denn unser Geschäft lebt gleichermaßen vom Team und von Stars", so der frühere Chefanlagestratege. (ert/am)