Eine Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank stößt bei den Mitgliedern des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auf Kritik. Die sogenannten "Wirtschaftsweisen" haben sich am Dienstag in Berlin klar gegen das Vorhaben ausgesprochen, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet. Zuvor waren in Wirtschaft und Politik bereits kritische Stimmen laut geworden (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Redakteur Sebastian Ertinger "Zwei Kranke ergeben keinen Gesunden").

"Ich würde massiv davon abraten, jetzt noch einen größeren nationalen Champion zu schaffen", zitiert die Zeitung die Ökonomin und Regierungsberaterin Isabel Schnabel. Ein Zusammenschluss sei keine praktikable Lösung, da Kostenersparnisse nicht einfach zu erzielen seien. Es stehe auch nicht fest, dass die Fusion betriebswirtschaftlich sinnvoll sei. Zudem würde die "implizite Staatsgarantie" für eine Rettung im Notfall verschärft.

Massiver Stellenabbau befürchtet
Der Wirtschaftsweise Lars Feld verwies darauf, dass durch die Fusion eine Bank mit höherer Systemrelevanz entstehen würde, die im Falle einer Krise möglicherweise zu groß wäre, um nicht gerettet zu werden. Das neue Mitglied im Sachverständigenrat Achim Truger, der als gewerkschaftsnah gilt, sieht den Zusammenschluss ebenfalls mit großer Skepsis, schreibt die FAZ. Immerhin befürchten Arbeitnehmervertreter im Zuge der Fusion einen Abbau von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hingegen äußerte die Ansicht, ein Zusammengehen der Deutschen Bank und Commerzbank sei eine "absolut private" Entscheidung der Unternehmen. Diese müssten Chancen und Risiken selbst bewerten. "Ich plädiere sehr dafür, dass sich die Bundesregierung da nicht mit einem Votum einmischt", erklärte sie der FAZ zufolge auf einer Veranstaltung an der privaten Wirtschaftshochschule ESMT. 

"Unglaublich unsensibel"
In der Bundestagsopposition wurde die Rolle des ehemaligen Investmentbankers und heutigen Staatssekretärs Jörg Kukies scharf kritisiert. Dass dessen früherer Arbeitgeber Goldman Sachs in den Fusionsgesprächen die Commerzbank beraten soll, bezeichnete der finanzpolitische Sprecher der FDP, Florian Toncar, als "unglaublich unsensibel". Toncar habe erklärt, er wolle die Angelegenheit im Parlament nachverfolgen, schreibt die FAZ. Der Abgeordnete werde klären, wie Goldman Sachs zu dem Mandat komme. 

Der Exekutivdirektor Bankenaufsicht bei der Bafin, Raimund Röseler, hingegen erklärte in einem Interview mit dem "Handelsblatt", es sei sicher sinnvoll, mindestens eine große deutsche Bank zu haben, die die deutsche Industrie weltweit begleiten kann. Es dürfe aber kein Institut entstehen, das zu groß sei, um es fallen zu lassen. Es genüge in aller Regel auch nicht, zwei Institute einfach zusammenlegen und sonst nichts zu ändern, sagte Röseler, der im Allgemeinen nicht als großer Freund von Bankenfusionen gilt. (am)