Die US-Fondsgesellschaft Wellington Management will ihr Geschäft in Deutschland und Österreich deutlich ausbauen. Dies sagte Steve Klar, Präsident und einer der drei geschäftsführenden Partner von Wellington, im Interview mit FONDS professionell, das in Ausgabe 4/2023 erschienen ist. "Wir werden in jedem Bereich dieses Geschäfts weltweit Mitarbeiter einstellen", sagt Klar. "Das müssen wir auch. Denn die Nachfrage der Kunden nimmt zu – gerade aus Deutschland und Österreich. Damit müssen wir Schritt halten."

Wellington mit Sitz in Boston verwaltet rund 1,2 Billionen US-Dollar. Wellington hat 1928 den Wellington Fund aufgelegt, den ersten Mischfonds der Vereinigten Staaten und einen der ältesten noch existierenden Publikumsfonds. Das Haus hat sich auf das sogenannte Subadvisory-Modell spezialisiert. Dabei setzen die Partner der Gesellschaft, meist Banken oder große Wealth Manager, die Fonds auf und vertreiben sie, während Wellington die Lenkung der Portfolios übernimmt.

Blick auf Provisionsverbot
Dieses Modell ist in den USA bereits weit verbreitet. Wellington unterhält etwa eine enge Partnerschaft mit dem Asset-Management-Riesen Vanguard und ist dessen größter externer aktiver Fondsmanager. In Europa greifen etwa die Großbanken Santander und Unicredit auf Subadvisory-Modelle zurück. Die Institute legen die Fonds auf, Asset Manager wie Amundi, J.P. Morgan Asset Management oder Pimco steuern die Strategie.


Welche gemeinsame Vergangenheit Wellington und Vanguard haben und warum das Subadvisory-Modell an Bedeutung gewinnen könnte, lesen Sie im vollständigen Interview in Ausgabe 4/2023 ab Seite 236. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.


In Europa könnte das Subadvisory mit Blick auf ein nach wie vor im Raum schwebendes Provisionsverbot an Bedeutung gewinnen. Das Interesse daran wächst so oder so bereits. "Wir verzeichnen eine wachsende Zahl von Investoren aus Europa", berichtet Klar. Wellington hatte um 2006 herum begonnen, verstärkt europäische und asiatische Investoren anzusprechen. "Heute entfallen 26 Prozent unserer Kunden auf diese beiden Regionen, und die Zahl wächst", so der Wellington-Präsident.

Nachteil in Vorteil drehen
Konkrete Marken beim Vertrieb, etwa eine Zielmarke beim verwalteten Vermögen, setzen sich die Angelsachsen nicht. "Wir wissen, dass die Märkte schwanken und die Bedürfnisse der Kunden sich verändern", betont Klar. Wenn sich das Haus dafür entscheide, in einen Markt zu investieren, setze es sich sehr langfristige Ziele. "Ich würde sagen, wir haben aggressive Wachstumsziele für diesen Markt, aber keine konkrete Zahl für das nächste oder die nächsten zwei und drei Jahre."

Wellington steuert jedoch nicht nur Fonds für andere Finanzinstitute. Die Gesellschaft hat ebenso eigene Fonds im Sortiment, auch in Europa. Die noch geringere Bekanntheit im Retail-Bereich sieht Klar aber nicht als Hemmnis. "Ich denke, dass sich dieser Nachteil in einen Vorteil verwandeln kann", sagt der Firmenpartner. Denn im institutionellen Geschäft habe sein Haus in Europa bereits eine gewisse Bekanntheit aufgebaut. "Diese können wir auf das Wholesale-Geschäft übertragen", meint der Wellington-Präsident. (ert)