Die österreichischen Finanzunternehmen kennen die Märkte Zentral- und Osteuropas mit Freuden und mit Tränen gleichermaßen. Das sieht man einmal mehr im Halbjahresbericht des Versicherungsriesen VIG. Dem Ergebnisplus, zu dem auch die meisten CEE-Gesellschaften beitragen, vermiest nur eine 50 Millionen Euro schwere Abschreibung in Rumänien die schöne Optik.

Das VIG-Management hat laut einer Aussendung die Plandaten für die künftigen Entwicklungen in Rumänien überprüft. Anlass war die "aktuelle Marktentwicklung und die derzeit politisch angespannte Lage." Die Konsequenz aus dieser Überprüfung: "Auf Grund der bekannt konservativen Bewertungspraxis der VIG wurde eine Firmenwertabschreibung der rumänischen Gesellschaften in der Höhe von rund 50 Millionen Euro vorgenommen. Ohne die Abschreibung wäre in Rumänien eine Ergebnissteigerung um 20,7 Prozent zu verzeichnen", heißt es.

Ergebnis auch von S-Immo-Verkauf getragen
Insgesamt steigerte die VIG im Halbjahr ihr verrechnetes Prämienvolumen um 3,6 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern legte um 5,5 Prozent auf 232,7 Millionen Euro zu – getragen aber durch einen kräftigen Zuwachs im Finanzergebnis.

Dort steht ein Plus von 4,7 Prozent (auf 511,3 Millionen Euro) zu Buche, das vorwiegend auf den Verkauf der S-Immo-Anteile und realisierte Gewinne aus Investmentfonds in Tschechien zurückgeht. Die Combined Ratio verbesserte sich von 96,9 auf 96,3 Prozent (nach Rückversicherung. Ohne Berücksichtigung von Veranlagungserträgen). VIG-CEO Elisabeth Stadler peilt hier ein Ziel von 95 Prozent im Jahr 2020 an.

Tschechien überholte beim Vorsteuerergebnis Österreich
Sie zeigt sich zuversichtlich, dass das weiter hohe BIP-Wachstum in den CEE-Märkten in Verbindung mit dem steigenden Privatkonsum und der geringen Arbeitslosigkeit gute Chancen für die VIG bietet. Zu erwähnen ist vor allem Tschechien. Auf dem Markt ist das Vorsteuerergebnis verglichen mit dem ersten Halbjahr 2017 von 76,6 auf 84,9 Millionen Euro gestiegen. Damit liegt Tschechien nun vor Österreich, wo es einen leichten Rückgang von 77,5 auf 76,7 Millionen Euro gab. Freilich ist das verrechnete Prämienvolumen in Österreich mit rund 2,2 Milliarden Euro ungleich höher als in Tschechien, das mit etwa 882 Millionen Euro im Halbjahr auf Platz zwei liegt.

CEO Stadler verspricht sich in den kommenden Jahren außerdem noch einiges von der heuer bis ins Jahr 2033 verlängerten Vertriebskooperation zwischen VIG und Erste Group. Diese soll weiter vertieft werden, die jeweiligen Services der Unternehmen sollen für die Kunden beider Institute leichter zugänglich werden. Zur konzernweiten Steuerung hat die VIG Anfang des Jahres eigens den Bereich Bankenkooperation eingerichtet.

Zuversichtlich für FMA-Zustimmung
Mitte Juni 2018 wurde außerdem der Verschmelzungsvertrag zwischen der Sparkassen Versicherung und der Wiener Städtischen Versicherung unterfertigt, die beide zum VIG-Universum gehören. Es ist noch die Zustimmung der österreichischen Aufsichtsbehörde ausständig. "Wir gehen davon aus, dass die Fusion im Herbst 2018 realisiert werden kann. Bis Ende 2018 soll auch die letzte Fusion in der Tschechischen Republik eingeleitet bzw. vollzogen werden", erklärt Stadler. (eml)