Die Vienna Insurance Group (VIG), gemessen am Marktanteil von rund 22,6 Prozent der größte Versicherungskonzern des Landes, hat im ersten Halbjahr 2019 deutlich mehr an Prämien eingenommen als im Jahr davor. Das Volumen legte um rund sechs Prozent auf 5,4 Milliarden Euro zu. Wachstumstreiber waren vor allem das Sachversicherungsgeschäft, die Kfz-Kaskoversicherung und die Krankenversicherung, wie die VIG mitteilt.

Bulgarien, Polen und Baltikum entwickeln sich stark
Hervorgehoben werden insbesondere die Prämienzuwächse in den Ländern Bulgarien (Plus 42,9 Prozent) und Polen (plus 19,5 Prozent) sowie im Baltikum (plus 33 Prozent). Insgesamt wuchsen die Konzerngesellschaften in der CEE-Region organisch solide um 4,1 Prozent (bereinigt um die Erstkonsolidierungen von Gesellschaften in Polen, dem Baltikum und in Bosnien Herzegowina). Sorgenkinder bleiben Rumänien, Türkei und Georgien, wo es keine Prämiensteigerungen gab.

Beim Ergebnis vor Steuern gab es ein hohes Plus von 10,5 Prozent auf 257 Millionen Euro. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass die Zahlen des ersten Halbjahres 2018 durch den einmaligen Effekt von Firmenwertabschreibungen in Rumänien stark belastet waren.  

Combined Ratio muss sinken
Einige Arbeit hat Konzernchefin Elisabeth Stadler angesichts der hohen Combined Ratio vor sich. Diese lag bei 96,4 Prozent nahezu auf Vorjahresniveau (96,3 Prozent). Das sei klar über der angestrebten Zielgröße, die bei 95 Prozent liegen sollte. Belastend hatten sich heuer Schneedruckschäden und der Sturm "Eberhard" auf die Schadenquote ausgewirkt. "Dies belegt, dass wir neben all den Initiativen zur Sicherstellung neuer Wachstumspotenziale unser Augenmerk auf die Optimierung des Geschäftsmodells – und hier sowohl auf die Schaden- als auch Kostenseite – legen müssen", so Stadler.

Zukünftige Wachstumspotenziale sieht Stadler laut Halbjahresbericht vorrangig in den Bereichen Krankenversicherung, Bankenvertrieb, Rückversicherung, KMU und Assistance. In einer Aussendung betont das Unternehmen vor allem die Wichtigkeit des Bankvertriebs. Dieser soll im Rahmen des strategischen Arbeitsprogramms "Agenda 2020" weiter vorangetrieben werden. Vor allem der Ausbau des Nichtlebensgeschäfts im Rahmen der Kooperation mit der Erste Group steht hier im Fokus.

Positive Entwicklung der Bankenschiene
Dafür wurden die lokalen Allspartenversicherer mit den auf Bankvertrieb spezialisierten Lebensversicherungsgesellschaften der Gruppe verschmolzen. Die letzte dieser Fusionen wurde Anfang Jänner 2019 planmäßig in der Tschechischen Republik abgeschlossen, heißt es.

Der Integrationsprozess laufe in allen Ländern erfolgreich und habe positive Effekte gezeigt: Das über den Bankversicherungsvertrieb erwirtschaftete Prämienvolumen sei um acht Prozent auf 675 Millionen Euro gesteigert worden (Lebensversicherung um rund sieben, Nichtlebensversicherungen um rund zwölf Prozent). Insgesamt legte das Neugeschäft über den Bankenvertrieb um über 13 Prozent zu. Die VIG-Konzerngesellschaften kooperieren derzeit mit der Erste Group und den Sparkassen in elf Ländern (Österreich, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien, Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, Slowenien und Bosnien-Herzegowina).

Langfristige Kooperation
Im Vorjahr hatte die VIG die Gesamtheit an der Mehrheitsbeteiligung Sparkassen Versicherung (S Versicherung) erworben und mit der VIG-Tochter Wiener Städtische fusioniert. Der Lebensversicherungsriese S Versicherung ist der traditionelle Versicherungspartner von Erste Bank und Sparkassen und hat auch weiterhin einen langfristigen Kooperationsvertrag mit den Banken des Sektors.

Was die Gesamtjahresziele der VIG betrifft, sollen diese laut Stadler auf jeden Fall erreicht werden – trotz der gegenwärtigen Abkühlung der globalen Konjunktur sowie der zunehmenden Eskalation von Handelssanktionen und geopolitischen Konflikten. Insbesondere geht Stadler von einem stärkeren Wachstum für die wichtigen CEE-Märkte aus. "Auch das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche erwartet eine geringere Abkühlung der Konjunktur in dieser Region und revidierte die Wachstumsprognosen für die Mehrheit der Länder nach oben", so Stadler im Halbjahresbericht. (eml)