Die Ankündigung der Rückstellungen Ende letzten Monats "hat uns wie ein Donnerschlag getroffen", sagte Deka-Investment-Fondsmanager Andreas Thomae am Donnerstag (16.5.) auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank. "Das hat das Vertrauen zerstört", sagte er und forderte Sewing persönlich auf, zu erklären, wie es zu der "Fehlkalkulation" gekommen sei.

Andere Investoren schlossen sich seinen Äußerungen an. Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) forderte die Deutsche Bank auf, die Identität ihres Rechtsberater-Teams offenzulegen.

Ein zweiter Aktienrückkauf in diesem Jahr sei "unwahrscheinlicher" geworden, sagte Deutsche-Bank-Finanzvorstand James von Moltke auf der Hauptversammlung. Es ist das bisher deutlichste Eingeständnis des Managements der Bank, dass ihre Ausschüttungspläne durch den Rechtsstreit durcheinandergebracht wurden.

Deutsche Bank: Völlig unvorbereitet getroffen worden
Im laufenden Quartal wird die Bank Rückstellungen von bis zu 1,3 Milliarden Euro bilden, wie sie bereits am 26. April mitgeteilt hatte. Einen Tag zuvor hatte das Topmanagement die Quartalsergebnisse in einer Telefonkonferenz mit Analysten erörtert. Dabei hatte sie ihr Versprechen erneuert, in diesem Jahr einen zweiten Aktienrückkauf durchzuführen. Die Gerichtsverhandlung beziehungsweise deren mögliche Auswirkungen wurden dabei nicht erwähnt.

Die Deutsche Bank erklärte diesbezüglich später, vom Ergebnis der Gerichtsverhandlung völlig unvorbereitet getroffen worden zu sein. Zudem verwies sie darauf, "auf Seite 310" des Geschäftsberichts sei die Gerichtsverhandlung erwähnt worden.

Die anderen Kapitalausschüttungspläne bleiben nach Angaben der Bank unverändert.

Analysten hatten bereits Zweifel geäußert, ob die Deutsche Bank in der Lage sein werde, ihr Rückkaufversprechen einzuhalten. Bisher hatte sich das Institut jedoch nicht dazu geäußert, ob die Rückstellungen Auswirkungen auf die Pläne hätten.

Juristische Altlast aus der Postbank-Übernahme
Bei dem Rechtsstreit geht es um die juristische Aufarbeitung der in mehreren Schritten ab 2008 erfolgten Postbank-Übernahme. Bei der fühlten sich einige Altaktionäre übervorteilt, weshalb sie vor Gericht zogen. Die Deutsche Bank wähnte sich stets im Recht – bis das Oberlandesgericht Köln Ende April gewarnt hat, dass Ansprüche der Postbank-Altaktionäre in Bezug auf die Übernahme des Instituts durch die Deutsche Bank womöglich nicht ganz von der Hand zu weisen seien. (mb/Bloomberg)