Der amerikanische Fondsgigant Vanguard hat eine digitale Vermögensverwaltung in Deutschland gestartet. Der "Vanguard Invest" getaufte Dienst soll Anlegern ein auf ihr Risikoprofil zugeschnittenes Anlageportfolio bieten, teilt der Anbieter mit. Zum Einsatz kommen dabei hauseigene Aktien- und Anleihefonds, die die Wertentwicklung von Börsenindizes widerspiegeln. Über den Start der digitalen Vermögensverwaltung kursierten bereits seit geraumer Zeit Meldungen.

"Zu lange wurden Anleger mit teuren und komplexen Produkten schlecht bedient", sagt Sean Hagerty, Europachef von Vanguard in Europa, zum Start des Dienstes. "Wir sind fest davon überzeugt, dass unser kostengünstiger und breit diversifizierter Anlageansatz die Anleger in Deutschland anspricht."

"Bei uns arbeiten keine Roboter"
Bei dem Anlageservice kümmere sich Vanguard um die kontinuierliche und automatisierte Überwachung sowie regelmäßige Adjustierung des Portfolios, um die definierte Anlagestrategie dauerhaft abzubilden, heißt es in einer Mitteilung. Vanguard selbst vermeidet bewusst den sonst in der Branche üblichen Begriff "Robo Advisor". "Wir sehen uns nicht als Robo Advisor, weil bei uns keine Roboter arbeiten", teilte das Haus mit. "Unser Produkt basiert auf langjähriger Expertise und Erfahrung in der Vermögensallokation und im Portfoliomanagement", so der Asset Manager.

Kosten spielen eine große Rolle
Für die digitale Vermögensverwaltung verlangt Vanguard 0,65 Prozent Servicegebühr. Hinzu kämen im Schnitt 0,15 Prozent an Fondsgebühren, teilte das Haus mit. Die Mindestanlagesumme liegt bei 5.000 Euro. Sparpläne sind ab 25 Euro im Monat möglich. Mit dem Preisniveau liegt das neue Angebot etwas unter dem des deutschen Robo-Advisor-Marktführers Scalable Capital mit 0,75 Prozent. Vanguards Dienst dürfte letztendlich bei den Kosten aber im Schnitt des Robo-Wettbewerbs rangieren.

Die Gesellschaft war als Indexfondsanbieter gestartet und ist mit einer Kampfpreis-Strategie zu einem acht Billionen US-Dollar schweren Riesen gewachsen. Seit einigen Jahren ist das Haus nunmehr in Europa und verstärkt in Deutschland aktiv. "Vanguard hat seinen Ruf auf dem Grundsatz aufgebaut, dass Kosten beim Investieren eine große Rolle spielen", betont das Haus in der Mitteilung. "Jeder Euro, der an Gebühren gezahlt wird, ist ein Euro, der zulasten der Erträge geht." Anleger könnten die Finanzmärkte nicht kontrollieren, aber sehr wohl, was sie für ihre Geldanlage bezahlen, heißt es weiter. "Die Kostenminimierung hat langfristig einen enormen Einfluss auf die Rendite", betont das Haus.

Ausbau angekündigt – aber bislang nicht in Österreich
Bei der digitalen Vermögensverwaltung soll es nicht bleiben. Direkt zum Start kündigte Vanguard schon Ausbaupläne an. "In Zukunft werden wir unser Angebot erweitern, um auch Investoren zu bedienen, die ihre eigenen Portfolios zusammenstellen möchten", erläutert Vanguard-Europachef Hagerty. Damit ist das US-Haus nicht allein. Der deutsche Branchenprimus Scalable etwa hatte seinen Robo Advisor ebenfalls um einen Neobroker ergänzt.

Eine Erweiterung auf den österreichischen Markt steht hingegen nicht an – zumindest vorerst nicht. "Heute sind wir mit unserem Angebot in Deutschland gestartet. Erstmal ist unser Ziel, möglichst viele Kunden an Bord zu bekommen und von ihnen zu lernen, und dementsprechend das Angebot kontinuierlich zu optimieren und zu erweitern", teilte das Haus auf Anfrage von FONDS professionell mit. (ert)