Die US-amerikanische Fondsgesellschaft PGIM testet den Einsatz der auf künstlicher Intelligenz fußenden Schreibsoftware ChatGPT. "Wir setzen die Technologie in ausgewählten Bereichen von PGIM ein", sagte David Hunt, Vorstandschef von PGIM, dem Branchendienst "Financial News". Bei ChatGPT handele es sich um eine Technologie, "die eine ziemliche Umwälzung mit sich bringt",  so Hunt. Zumindest einige der "grundlegenden Arbeiten", die derzeit etwa von Analysten erledigt würden, "können automatisiert werden", führte der PGIM-Lenker aus.

Die künstliche Intelligenz wurde von dem Unternehmen OpenAI entwickelt, das mit dem Software-Giganten Microsoft kooperiert. Schätzungen zufolge erreichte das Programm seit dem Start im vergangenen November die Marke von mehr als 100 Millionen Nutzern. Die künstliche Intelligenz erzeugt menschenähnliche Antworten auf Fragen, die Nutzer eingeben, oder entwirft ganze Texte. Anwender können dabei auch bestimmte Sprachstile vorgeben.

Von Routineaufgaben befreit
PGIM testet die Plattform in seinem Anleihen- sowie dem Immobiliengeschäft. "Bei Rentenpapieren sind die Finanzdaten vieler Unternehmen öffentlich zugänglich, sodass wir die Software so anlernen können, dass sie einen großen Teil der Arbeit übernimmt", berichtete Hunt. "Im Immobilienbereich können wir sie darauf trainieren, unsere eigenen Daten zu verwenden."

Die Nutzung von künstlicher Intelligenz werde jedoch nicht zwangsläufig in einem Personalabbau münden, betonte Hunt. "Die Arbeit wird angereichert", meint der Firmenchef. "Ich hoffe, dass dadurch einige der langweiligen Aufgaben durch interessantere, analytische und problemlösende Arbeiten ersetzt werden." Statt Routineaufgaben zu erledigen, bei denen die Mitarbeiter "Zahlen zusammenzählen", würden die Mitarbeiter sich künftig stärker darauf konzentrieren, "Urteile zu fällen", erläuterte der PGIM-Chef "Financial News" zufolge.

Kurssturz durch KI
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz gilt als umstritten. Analysten der Schweizer Großbank UBS warnten jüngst vor Marktstörungen durch falsche Meldungen, welche mithilfe künstlicher Intelligenz erstellt wurden. So brachen kurzzeitig die Kurse von US-Aktien ein, nachdem ein von künstlicher Intelligenz fabriziertes Bild einer Explosion in der Nähe des Pentagon in den sozialen Medien kursierte.

Einige Finanzinstitute haben ihren Mitarbeitern die Nutzung des Tools gänzlich verboten, darunter die Deutsche Bank, Goldman Sachs oder die Citigroup. Die US-Großbank JP Morgan schränkte den Einsatz des ChatGPT-Chatbots ein. "Es gibt viele Aspekte, die wir beachten müssen, wie die Korrektheit und wir müssen unsere treuhänderischen Pflichten wahren", räumte PGIM-Lenker Hunt ein. "Aber wir sollten keine Angst vor neuen Technologien haben und experimentierfreudig sein." (ert)