Union Investment ist nicht glücklich darüber, wie einige Dinge bei der Deutschen Bank laufen. Der Vermögensverwalter übt zum einen Kritik an den eingeschränkten Fragemöglichkeiten bei der virtuellen Hauptversammlung der Bank. Alexandra Annecke, Portfoliomanagerin bei der Fondsgesellschaft, kündigt daher in einem Gespräch mit dem "Handelsblatt" an, dass ihre Gesellschaft den Vorstand und Aufsichtsrat der Bank nicht entlasten werde. Zum anderen geht Annecke mit den Serviceproblemen der Postbank hart ins Gericht.

Die Entscheidung der Fondsgesellschaft der genossenschaftlichen Finanzgruppe, die zu den 30 größten Aktionären der Deutschen Bank gehört, hat zwar nur Symbolcharakter. Investoren drücken so aber aus, dass sie der Führung einer Aktiengesellschaft misstrauen, so das "Handelsblatt". Öffentlicher Dissens mit institutionellen Investoren sei für die Führungsriege jeder Aktiengesellschaft und damit auch der Bank unangenehm.

Fragen vorab einreichen 
Hintergrund für das Vorgehen ist die von der Bank verhängte Pflicht für Aktionäre, Fragen vorab einzureichen. Auf der Hauptversammlung des Instituts am 16. Mai sind dann nur Nachfragen erlaubt sowie Fragen, die sich auf ganz neue Entwicklungen beziehen. "Wir sind strikt gegen die Vorverlagerung des Fragerechts, denn damit wird der Tag der Hauptversammlung entwertet und der Generaldebatte die Grundlage entzogen", argumentiert Annecke gegenüber dem "Handelsblatt". Das habe man in Gesprächen mit der Bank immer wieder klargemacht. 

Die Einschränkung des Fragerechts erschwert aus Sicht der Fondsmanagerin eine inhaltliche Debatte. "Und wir wollen, dass Vorstand und Aufsichtsrat in der Hauptversammlung zu den Fragen der Aktionäre persönlich Stellung nehmen", sagt sie der Zeitung. Es sei kein Ersatz, wenn in der Generaldebatte immer nur auf bestimmte Seiten des Antwortdokuments verwiesen werde. Die Bank verteidigt ihre Entscheidung. Ein Sprecher des Instituts sagt der Zeitung: "Wir sind überzeugt, dass das gewählte Format zu einer hohen Antwortqualität und Transparenz führt und den Aktionärinnen und Aktionären eine fokussierte Debatte am Tag der Hauptversammlung ermöglicht."

Kritik an Postbank
Zudem findet Annecke deutliche Worte für die Serviceprobleme bei der Postbank. "Die Probleme bei der IT-Migration der Postbank sind eine Blamage. Eine Bank darf ihre Kunden nicht so im Regen stehen lassen", sagt sie dem "Handelsblatt". Bei der Migration von Kundendaten der Postbank auf IT-Systeme der Deutschen Bank war es im vergangenen Jahr zu gravierenden Problemen gekommen. Viele Kunden kamen monatelang nicht an ihr Geld oder bei Baukrediten nicht an wichtige Dokumente. 

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte sich öffentlich für die Schwierigkeiten entschuldigt und Besserung versprochen. Für Annecke werfen diese aber grundsätzliche Fragen auf: Die Deutsche Bank habe sich immer wieder als aktiver Konsolidierer ins Spiel gebracht. Die misslungene IT-Migration lasse aber Zweifel aufkommen, ob das Institut dafür die notwendigen prozessualen Fähigkeiten habe. "Das Integrationschaos der Postbank ist da kein Aushängeschild." Abgesehen von der Blamage bei der Postbank hat die Deutsche Bank aus ihrer Sicht weiter Fortschritte gemacht, auch wenn das Institut noch mitten im Umbau stecke. Das gilt etwa für die Kostenentwicklung. (jb)