Mehrere Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace sind auf ein Vordach der Deutschen-Bank-Zentrale in Frankfurt geklettert und haben ein Banner entrollt. Die Aktivisten wollen damit gegen die Fondstochter DWS protestieren. Greenpeace wirft dem Asset Manager Greenwashing vor. Der Protest stehe im Zusammenhang mit der am morgigen Donnerstag (15.6.) stattfindenden Hauptversammlung der DWS. Das Haus ist seit 2018 an der Frankfurter Börse notiert. Greenpeace hatte jüngst bereits vor Deutsche-Bank-Filialen gegen die DWS protestiert.

"Greenwashing ist bei der DWS strukturell verankert", behauptet Mauricio Vargas, der bei Greenpeace den Finanzbereich verantwortet. "Als Mehrheitseignerin ist die Deutsche Bank in der Pflicht, die klimaschädlichen Geschäftspraktiken der DWS zu beenden." Die Mutter hält gut 80 Prozent der DWS-Aktien. Der Asset Manager investiere "massiv" in klimaschädliche Kohle-, Öl- und Gasunternehmen, so die Aktivisten. Der Asset Manager solle dazu verbindliche Anlagerichtlinien erstellen.

Vorwürfe zurückgewiesen
Zudem sollte der Bonus des DWS-Chefs Stefan Hoops an nachhaltigen Zielen ausgerichtet werden. Vergütungs- und Abfindungsbestandteile des Ex-Chefs Asoka Wöhrmann sollten hingegen zurückgefordert werden. Unter Wöhrmann war es zu Greenwashing-Vorwürfen gegen die Deutsche-Bank-Tochter gekommen. Die ehemalige Nachhaltigkeitschefin warf der DWS vor, ihre Fortschritte bei nachhaltigen Investments übertrieben dargestellt zu haben. Finanzaufsicht, Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei durchsuchten die DWS-Zentrale.

Die Fondsgesellschaft hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Zudem betonte das Haus, dass die Marktüblichkeit der Vergütung regelmäßig durch einen unabhängigen Vergütungsberater beurteilt werde. Dieser ziehe international tätige Unternehmen als Maßstab heran, die hinsichtlich des Fondsvermögens und der Mitarbeiterzahl vergleichbar seien. Die "Recherche" von Greenpeace sei zudem verzerrend und basiere auf einer selektiven und damit falschen Interpretation des Vergütungssystems des Hauses.

Aktionärsberater kritisieren Abfindung
Der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" zufolge monieren aber auch mehrere große Anteilseigner der DWS die Abfindung für Wöhrmann. Die Aktionäre wollen angeblich auf der Hauptversammlung gegen den Vergütungsbericht stimmen. Wöhrmann war vor einem Jahr zum Aktionärstreffen von Stefan Hoops abgelöst worden. Der Ex-DWS-Chef lenkt nun den Augsburger Immobilienkonzern Patrizia.

Der Aktionärsberater Glass Lewis hatte jüngst bereits empfohlen, gegen die Vergütung zu stimmen. Die Investorenvertreter von ISS wiederum raten dem "Handelsblatt" zufolge gar, der gesamten Führungsriege die Entlastung zu verweigern. Die DWS hält diese Empfehlung "für unangemessen, da der Verdacht gegen eine Person zu einem Votum gegen das gesamte Gremium führt und darüber hinaus die Unschuldsvermutung ad absurdum geführt wird".

Wiederwahl in den Aufsichtsrat
Kritik erregt auch, dass der bisherige Aufsichtsratschef Karl von Rohr wieder in das Gremium einziehen soll, allerdings als einfaches Mitglied. Er hatte jüngst den Rückzug aus dem Vorstand der Deutschen Bank und die Aufgabe des Amts als DWS-Chefkontrolleur angekündigt. Die Nachfolge von Rohrs für den Deutsche-Bank-Vorstand wurde zwar geklärt. Ein neuer DWS-Aufsichtsratschef ist hingegen noch nicht bekannt. (ert)