Die Deutsche Bank hatte am Wochenende große Zeitungsanzeigen platziert, in denen Vorstandschef John Cryan persönlich für diverse Verfehlungen der Vergangenheit um Entschuldigung bat. Doch kaum war das Wochenende vorbei, stürmten Fahnder die Büros des Geldhauses in Jerusalem und beschlagnahmten Computer, Handys sowie Dokumente. Am Dienstag nahmen die Ermittler dann den Israel-Chef der Deutschen Bank, Boaz Schwartz, vorübergehend in Haft. Der Vorwurf: Das Institut soll Kunden geholfen haben, in großem Stil Mehrwertsteuern zu hinterziehen.

Der israelischen Steuerbehörde zufolge geht es um Geschäfte in Höhe von umgerechnet knapp 140 Millionen Euro. Die Deutsche Bank habe in den vergangenen sechs Jahren Transaktionen für Kunden abgewickelt, die sie als Ausländer angemeldet habe, berichten übereinstimmend mehrere Nachrichtenagenturen. Damit hätten diese Kunden von Steuervorteilen profitiert. Tatsächlich seien aber auch israelische Staatsbürger darunter gewesen, die volle Steuern hätten zahlen müssen.

Herber Rückschlag
Die Deutsche Bank wollte sich gegenüber der Agentur Reuters nicht zu Details äußern. Das Institut arbeite zur Aufklärung der Vorwürfe mit den Behörden zusammen und halte sich an Recht und Gesetz, hieß es lediglich. Schwartz sei zudem inzwischen gegen Kaution wieder auf freiem Fuß.

Für das größte deutsche Geldhaus ist der neuerliche Vorfall ein herber Rückschlag im Bemühen, mit der eigenen Skandalgeschichte aufzuräumen und das Öffentlichkeitsbild gerade zu rücken. Bankchef Cryan hatte mehrfach beteuert, dubiose Geschäfte gehörten nun endgültig der Vergangenheit an. Seine Vorgänger Jürgen Fitschen und Anshu Jain hatten nach den Verstrickungen in fragwürdige US-Immobiliengeschäfte, die Manipulation von Leitzinsen und Silberpreis und zahlreichen anderen Skandalen zwar einen "Kulturwandel" ausgerufen. Doch auch in diese Zeit fielen neue Verfehlungen wie der Geldwäsche-Skandal in Russland.

Unruhe im Haus
Auch personell scheint der Konzern nicht zur Ruhe zu kommen. So berichtet das "Wall Street Journal", dass Investmentbanking-Chef Jeffrey Urwin seinen Posten räumen könnte. Es würden Gespräche geführt, wonach Finanzchef Marcus Schenck den Geschäftsbereich beaufsichtigen solle, zitierte die Zeitung mit dem Vorgang vertraute Personen. Urwin war erst 2015 von JP Morgan zu den Frankfurtern gewechselt. Die Deutsche Bank lehnte der Zeitung gegenüber eine Stellungnahme ab. (ert)