Die klassische Vermögensverwaltung steckt in einer veritablen Ertragskrise. Niedrige Renditen, preisaggressive ETF-Konkurrenz, zunehmende Regulierung und höhere Transparenzbestimmungen haben dazu geführt, dass Vermögensverwaltungskunden immer krititischer auf die Gebühren schauen und häufiger zu passiven Produkten greifen.

In der kommenden Zeit werden die Erträge aktiver Asset Manager weiter fallen, prophezeien Experten von Oliver Wyman. Bis 2019 dürften sie rund drei Prozent tiefer liegen als heute, zeigt eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft.

Die jahrelange Wachstumsstory im globalen Asset Management geht damit unweigerlich zu Ende. "Die Effekte des Quantitative Easing (QE) und der Bankenregulierung haben seit 2011 zu einer Divergenz von 100 Milliarden US-Dollar bei der Umsatzentwicklung zu Gunsten von Asset Managern geführt. Diese Entwicklung scheint sich nun umzukehren", sagt Christian Edelmann, Partner bei Oliver Wyman und Co-Autor der Studie.

Zahlreiche Asset Manager stehen einem stark wachsenden Gebührendruck gegenüber, wohingegen Investmentbanken von einem veränderten Regulierungsumfeld, neuer Technologie und operativem Leverage sogar profitieren. "Die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern wächst, sowohl für Asset Manager als auch für Investmentbanken", meint Edelmann.

Fintechs könnten es richten
In der Asset-Management-Branche steht nun vielfach Sparen auf der Tagesordnung. Zahlreiche Vermögensverwalter setzen etwa verstärkt auf technische Lösungen, um insbesondere im Backoffice Kosten zu sparen, heißt es von Oliver Wyman. "Solche Schritte werden aber nicht ausreichen", warnt Edelmann. Er befürchtet, dass die Branche den Umfang des nötigen Wandels unterschätzt – wie es die Banken einst im Jahr 2009 taten.

Der Ansatz, stärker auf High-Tech-Lösungen zu setzen, ist nicht grundverkehrt. Dazu gehört allerdings mehr als ein paar neue Computer. "Asset Manager müssen ihre Kernkompetenz hinterfragen, wodurch sich traditionelle Produktlinien verwässern", fordert Edelmann.

Viele Vermögensverwalter haben den technologischen Wandel allerdings völlig verschlafen. Asset Manager müssten ihr Technologie-Budget in den kommenden drei bis fünf Jahren um 20 bis 25 Milliarden US-Dollar anheben, um ihre bisherigen Versäumnisse aufzuholen, zeigt die Studie von Oliver Wyman. Alternativ könnten sie enger mit Fintechs zusammenarbeiten.

Die Reihen lichten sich
Big Data und künstliche Intelligenz sind für viele klassische Asset Manager bisher kein Thema. Das könnte sich ändern. Der Vertrieb sollte modernisiert, unwirtschaftliche Fonds sollten geschlossen oder fusioniert werden.

Insgesamt wird sich das Wettbewerberfeld weiter lichten. Nach dem Vorbild der jüngsten Schulterschlüsse aus Aberdeen und Standard Life oder Henderson Global und Janus Capital könnten sich mehr und mehr Investmentgesellschaften zusammenschließen, um Synergieeffekte zu heben und Kosten zu sparen. Ein solcher Schritt würde den Unternehmen allerdings nur einen Aufschub verschaffen, mahnen die Berater. An tiefgreifenden Reformen und Modernisierung führt allerdings kein Weg vorbei. (fp/ps)