Vermögensverwaltung für Reiche und sehr reiche Personen (HNWI/UHNWI) wird ein immer anspruchsvollerer Job. Das zeigt eine weltweite Studie von Capgemini. Demnach ist ein beachtlicher Teil der Klienten nicht vollends zufrieden mit dem Leistungsumfang des eigenen Verwalters. Unter den Befragten UHNWI sagen 78 Prozent, dass sie überlegen, 2024 ihre vorrangige Vermögensverwaltungsfirma zu wechseln. Die Studienautoren sehen darin einen Hinweis, dass die Vermögensverwalter sich schwer tun, die erwartete Bandbreite und Qualität der Services anzubieten.

Vor allem sehr Reiche suchen nach umfassenden und stark personalisierten Angeboten, zu denen nicht nur Finanzthemen wie Steuern oder Erben und Vererben gehören, sondern auch Philanthropie oder andere Leistungen. Viele gründen in dieser Situation lieber gleich ein Family Office. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Single-Family Offices, die ausschließlich eine Familie betreuen, demnach um 200 Prozent gewachsen. Jeder zweite Ultrareiche (52 Prozent) möchte ein Family Office gründen und wünscht sich dabei die Unterstützung seines zentralen Vermögensverwalters.

One-Stop-Shop
Ein weiterer Hinweis auf den steigenden Betreuungsbedarf: Dem Bericht zufolge haben UHNWI die Anzahl ihrer Geschäftsbeziehungen zu Vermögensverwaltungsfirmen von drei im Jahr 2020 auf sieben im Jahr 2023 erhöht. Vermögensverwaltungsfirmen, die im Wettbewerb bestehen wollen, müssten eine Umgebung bieten, die alle Bedürfnisse ("One-Stop-Shop-Ökosystem") abdeckt, heißt es bei Capgemini. Entweder geschieht das hausintern oder durch ein Expertennetzwerk.

"Um UHNWIs erfolgreich anzusprechen, liegt der wahre Unterschied in maßgeschneiderten Dienstleistungen und der Verbindung des Kunden mit seinem Kundenbetreuer", wird Geert Roosen, Bereichsleiter bei Degroof Petercam, in dem Bericht zitiert. Anspruchsvolle Kunden würden solche zusätzlichen Dienstleistungen zwischen den Banken vergleichen.

Die Zahlen stammen aus dem World Wealth Report 2024 von Capgemini, der 71 Länder abdeckt. Es wurden 3.119 HNWIs, darunter mehr als 1.300 Ultra-HNWIs befragt. Antworten lieferten außerdem Vermögensverwaltungsfirmen, Universalbanken, unabhängige Broker/Dealer und Family Offices sowie Kundenbetreuer. (eml)