Die künftige Nettopension wird von Frauen oftmals deutlich überschätzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich von der unabhängigen Plattform "Damensache" in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) durchgeführte Studie. Insgesamt wurden im Rahmen der Studie rund 500 Jungakademikerinnen befragt. Die Studienergebnisse wurden am 9. September im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit Christian Garaus von der WU Wien veröffentlicht. Gastgeber der Veranstaltung waren die Institute Strategie, Technologie und Organisation und Entrepreneurship und Innovation der WU Wien. Förderpartner aus dem Finanzsektor wie die Finum Private Finance AG, die Helvetia Versicherungen AG und die Uniqa Österreich Versicherungen AG haben an der Pressekonferenz ebenfalls mitdiskutiert.

Das Ziel der Studie ist es laut "Damensache"-Gründerin Marietta Babos, Frauen über Finanz- und Altersvorsorge aufzuklären und dazu zu motivieren, einschlägige Handlungen zu setzen, damit sie ein finanziell selbstbestimmtes Leben in jedem Alter führen können. Dabei warnt Babos: "Wir schlittern auf einen Pensionswandel ähnlich dem Klimawandel zu. Junge Frauen müssen sich der Gefahr bewusst sein."

Drei-Säulen-Modell kennt nur ein Drittel
So zeigt die Studie, dass nur ein Drittel der Befragten behaupten, das Drei-Säulen-Modell der staatlichen, betrieblichen und privaten Vorsorge in Österreich zu kennen, und selbst davon können nur zwei Drittel alle drei Elemente richtig benennen. Besonders auffällig ist der geringe Bekanntheitsgrad des Begriffs "betriebliche Pension".

Offenbar haben die Befragten zumindest bereits ein Bewusstsein zur geringen Höhe von Pensionen; dieses hat sie wohl zu realistischen bis pessimistischen Einschätzungen verleitet. "Die Pensionsschere und das damit einhergehende Risiko der Altersarmut ist jungen Frauen bekannt, dennoch werden kaum Vorsorgemaßnahmen getroffen", fügt Alexander Neubauer von der Helvetia Versicherung hinzu.

Nettopension wird überschätzt
Interessanterweise wird laut den Studienergebnissen die eigene Nettopension überschätzt: Die befragten Jungakademikerinnen geben an, dass ihr finanzieller Bedarf um 60 Prozent höher sein werde als die geschätzte Alterspension für Frauen und dass sie hofften, etwa die Hälfte des fehlenden Betrags durch eigene Overperformance zu decken. "Karenz und Teilzeitarbeit führen dazu, dass Frauen ein Drittel weniger Pension bekommen als Männer. Bei zwei Kindern kann der Unterschied schnell bei 600 Euro netto im Monat liegen", sagt Uniqa-Vorsorgeexpertin Sandra Oehler.

Für die überwiegende Mehrheit ist ein Kriterium bei der Auswahl des Arbeitgebers, ob er die persönliche finanzielle Vorsorge unterstützt und darüber informiert. "In Zeiten des Kampfs um die besten Köpfe ist das ein wichtiges Signal für die Unternehmen", ergänzt Babos.

Fast 90 Prozent sehen die Verantwortung für die finanzielle Absicherung bei sich selbst. Dementsprechend wären sie bereit, dauerhaft circa 200 Euro (10% des Nettogehalts) zur Seite zu legen. 56 Prozent finden den Berufsbeginn ideal als Start für die Vorsorge, 34 Prozent erachten ihn schon früher als sinnvoll. "Die Zeit ist reif. Das Bewusstsein von Frauen und Müttern muss geschärft werden, damit sie in eine selbstbestimmte finanzielle Zukunft blicken", betont Petra Schuh-Wendel von Finum Private Finance.

Altersarmut hat verschiedene Gründe
25 Prozent der Befragten kennen von Altersarmut betroffene Frauen. Gründe sind schlechtere Bezahlung, Karenz- und Teilzeit, fehlende Vorsorgemaßnahmen und schwächere Ausbildung beziehungsweise weniger Wissen zum Thema Finanzen. 73 Prozent würden daher gern eine unabhängige Plattform oder Veranstaltung besuchen, auf der sich Frauen zu finanziellen Vorsorgethemen informieren, weiterbilden und beraten lassen können.

"Die Studie in Kooperation mit der WU Wien hat gezeigt, dass die junge Generation großes Interesse an Informationen hat und bereit ist zu handeln. Mit der unabhängigen Plattform www.damensache.at erreiche ich junge Frauen, die noch genug Zeit haben, ihre Vorsorge maßgeblich für sich selbst zu gestalten. Ich habe selbst eine Tochter, für die ich mir eine gute Zukunft wünsche. Das ist mein Beitrag für eine bessere Welt", erklärt Babos den Beweggrund für die Gründung der Plattform und die Durchführung der Studie. (gp)