Roboter bauen nicht nur Autos, sondern lenken sie bald auch durch die Straßen. Genauso übernehmen Maschinen Schritt für Schritt bereits die Steuerung von Portfolios und entscheiden über die Aufteilung des Vermögens über Anlageklassen und Märkte. Das hat Folgen für die Beschäftigten.

Im Zuge der Digitalisierung werden in den nächsten zehn Jahren allein im Asset Management weltweit 35 Prozent der Arbeitsplätze wegfallen. Diese düstere Prognose stellt die Analysegesellschaft Opimas in einer Studie auf. Die Marktbeobachter schätzen, dass im Geschäftsfeld Asset Management weltweit rund 450.000 Menschen arbeiten. Dieser Zweig der Finanzwelt ist damit am stärksten vom Abbau betroffen (siehe Grafik).

Finanzkrise trat Einstellungswelle los
Auf das Asset Management folgt das Feld der Wertpapierdienstleistungen mit einem wahrscheinlichen Rückbau um 32 Prozent der Stellen im Vergleich zum Stand heute. In diesem Bereich arbeiten rund um den Globus rund 270.000 Menschen, schätzt Opimas.

Das Research-Haus aus Boston geht davon aus, dass in der Finanzbranche insgesamt bis 2030 ein Fünftel der Jobs durch die fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung wegfällt. Dies ist ein weltweiter Abbau um 400.000 auf 1,7 Millionen Stellen. Über die vergangenen Jahre war die Beschäftigtenzahl hingegen angestiegen, und zwar um 190.000 Köpfe in der Zeit von 2010 bis 2016.

Der Grund für den Stellenaufbau ist kurioserweise die Finanzkrise nach der Pleite der Investmentbank Lehman. Diese hatte eine Welle strikterer Regulierungen losgetreten, sodass Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften im großen Stil Risikomanager, Juristen und Compliance-Beauftragte einstellten, erläutern die Experten von Opimas.

Wenige geeignete Kandidaten
Nachdem die neuen Regeln weitgehend umgesetzt sind, kommen die Finanzdienstleister aber nicht mehr darum herum, angesichts sinkender Erlöse ihre Effizienz zu steigern. Der Einsatz neuer Technologien werde daher rapide zunehmen. Daraus entspringt ein gewaltiger Umbruch für die Branche und ihre Beschäftigten. Denn einerseits fallen zwar Stellen weg, doch auch das Profil bestehender Jobs werde sich verändern, so die Analysten. Neben Kapitalmarktkenntnissen würde zunehmend mathematisches und IT-Wissen gefragt werden.

Der Umbruch ist schon im vollen Gang. Bei 35 Prozent der in den USA und Europa seit Januar 2019 von Banken und Brokern ausgeschriebenen Stellen seien technologische Kenntnisse gefordert, beobachten die Opimas-Researcher. Die Zahl der Anwärter auf solche Stellen sei hingegen rar. Nur wenige Kandidaten bringen gleichermaßen Finanzmarkt- als auch IT-Fachwissen mit. Daher müssten die Unternehmen verstärkt ihre Mitarbeiter fortbilden – was in der kurzen Frist allerdings zusätzliche Kosten verursacht. (ert)