Die Fondsbranche kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Gebühreneinnahmen gleich oder gar stärker zulegen als die Kosten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Zeb. In den vergangenen Jahren hätten die Asset Manager von guten Konjunkturaussichten und steigenden Bewertungen an den Kapitalmärkten profitiert. Diese Komfortzone müssten die Anbieter hinter sich lassen, um wieder wachsen zu können.

Die geopolitischen und wirtschaftlichen Erschütterungen durch Russlands Krieg gegen die Ukraine, die steigende Inflation und die straffere Geldpolitik hätten den Rückenwind in einen Gegenwind gedreht. Erstmals seit 2018 war das verwaltete Vermögen 2022 gesunken, um 9,5 Prozent auf 39 Billionen Euro – weitere Kennzahlen finden Sie in den Grafiken oben. Die Zeb-Analysten stützen sich für diese Zahlen auf eine Stichprobe von 41 internationalen Asset Managern, die stark in Europa aktiv sind.

Geringere Zuflüsse
In einer Szenario-Analyse erwarten die Zeb-Autoren, dass im Basis-Szenario die Gewinnmargen der Fondsanbieter bis 2027 um 13 Prozent sinken, im ungünstigen Szenario fallen sie gar um bis zu 40 Prozent. Im günstigsten Fall steht ein Zuwachs von 55 Prozent an – wenn sich die Kosten nach einem jahrelangen Anstieg stabilisieren und das verwaltete Vermögen so schnell wächst wie in der Zeit von 2017 bis 2022.

Die Führungsetagen der Fondsanbieter sind sich der Folgen dieser Entwicklung augenscheinlich bewusst. In einer für die Studie erstellten Umfrage gaben 80 Prozent der Teilnehmer an, dass sie mit geringeren Sparquoten ihrer Kunden rechnen. Rund 44 Prozent erwarten, dass das Interesse an Immobilieninvestments nachlässt. Demgegenüber erwarten 60 Prozent eine zunehmende Bedeutung von digitalen Vermögenswerten.

Kosten drücken
Zudem rückt ein weiterer Faktor in den Fokus. "Der Rückgang des verwalteten Vermögens per Ende 2022 lenkte die Aufmerksamkeit auf die hohen Kosten, mit denen viele Vermögensverwalter operieren", sagt Zeb-Partner Carsten Wittrock. "Dies entfachte eine Debatte über die Notwendigkeit von Skalen-Effekten und einer Konsolidierung." So wollen mehr als 70 Prozent der befragten Asset Manager ihre Prozesse digitalisieren. Diese Automatisierung soll die Effizienz steigern. (ert)